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Echte Wanderer schreckt auch das bilderbuchhafteste Aprilwetter nicht von einer Wanderung von Witten nach Wetter ab

Dieses Wochenende war das Wetter anders, als es sich mein Wandererherz erträumt hatte.

In meinen Träumen war es tagsüber so etwa 15 - 20 Grad, nachts nicht unter 10 Grad und überwiegend trocken. In meinen Träumen trug ich meinen großen Wanderrucksack, mein Freund ebenso und Mina sprang lustig fröhlich um uns herum. Im Gepäck waren ein Zelt, unsere Schlafsäcke und ausreichend Verpflegung (wie ich hier bei meinem Bericht über unseren Eifelwanderurlaub schon geschrieben hatte, habe ich beim Wandern einen Bärenhunger und einen ziemlich großen Durst...). Ob ich Wanderschuhe trage oder ob ich barfuss wäre, wusste ich in meinem Wochenendwunschtraum noch nicht so richtig, weil a) die Schuhe zum Besohlen weg waren und b) ich erst einmal 10 km barfuss wandern war. Egal, ob mit oder ohne Schuhe, ich wanderte beschwinkt und lächelnd so um die 20 Kilometer durch einen abwechselungsreichen Wald, über Stock, Stein, Sandboden und Wurzelwerk, um dann freudestrahlend unser neues Zelt aufzubauen und davor im Schneidersitz sitzend ein leckeres Abendessen zu genießen, während um mich herum zartes Vogelgezwitscher den Abend einläutet und die Sonne sanft untergeht.

Doch Träume können Schäume sein und Petrus und/oder wer auch immer die Schicksalsfäden in der Hand hält, hat manchmal andere Wetterpläne, als sie in meinem Kopf sind.

Das Positive vorweg: Freitag bekam ich den Anruf, dass meine Wanderschuhe vom Besohlen zurück sind und ich sie abholen kann. Und: wir waren trotz aller Wetterkapriolen wandern.


Als im Laufe der letzten Woche der Wetterbericht für das Wochenende immer schlechter wurde, nagten die ersten dauerhaften Regenwolken und eisigen Tiefstemperaturen an meinem Wunschtraum. Als der Wettermann im Radio am Donnerstag immer noch von Schnee am Sonntag redete, sah selbst ich ein, dass das vielleicht nicht das allergünstigste Wander- bzw. Zeltwetter werden würde. Beim Wandern schreckt mich ja wenig ab, aber bei Schnee im Zelt, da bin selbst ich raus...


Doch ein echtes Wandererherz verzagt natürlich nicht, vor allem wenn die frisch besohlten Schuhe im Flur stehen und auf ein paar Kilometer Bewegung warten.


Und so ging es am Sonntag auf nach Witten. Wir hatten schon länger mal vor von Witten nach Wetter zu wandern und dann mit dem Zug zum Ausgangspunkt zurück zu fahren. Die Tour hatte ich in einem Ruhrgebietswandererführer entdeckt und die Beschreibung klang sehr vielversprechend: abwechselungsreiche Route über das Ardeygebirge, tolle Landschaft, einige Auf- und Abstiege und ein paar weite Ausblicke. Das ganze schön im Wald und mit ein paar Tieren zum Anschauen. Von Witten aus erst am Hohenstein hoch (über den Hohenstein hatte ich hier und hier schon mal berichtet), am Wildtiergehege vorbei, am Lehrbienenstand eine leckere Honigwaffel verspeisen (das wusste ich zu dem Zeitpunkt der Planung zwar noch nicht, aber hätte ich es da schon gewusst, hätte ich sehr frohlockt!), weiter durch den Wald, die Lamas kurz angeschaut, einen kleinen Bach überquert und hier eine Brotzeit eingenommen, über mal schmale, mal breite Waldwege die Höhenzüge des Ardeygebirges entlang um schließlich in Wetter in der Eisdiele einen großen Becher zu bestellen.


Ein einfaches Geradeauswandern wäre natürlich zu simpel gewesen. Deswegen haben wir völlig absichtlich (hust... könnte auch aus Versehen gewesen sein, weil ich eine Abzweigung irgendwie falsch eingeschätzt hatte... hust...) einen Umweg gemacht, der aber durch einen schönen Waldteil führte, entlang eines Baches, erst bergauf und beim Zurücklaufen in Richtung richtigem Weg wieder bergab. So wurden aus den eigentlich etwa 13 Kilometer mal eben so 16 Kilometer. Lohnt sich so ja auch viel mehr und der Eisbecher zum Abschluss der Wanderung war dadurch noch ein bißchen leckerer ;-)


Petrus (oder wer auch immer gestern Wetterdienst hatte) hat sich bei dem Wetter wirklich nicht lumpen lassen. Es war alles dabei, was man bei einem bilderbuchhaften Aprilwetter erwarten darf: Regen, Schnee, Graupel, Hagel, 2 x Donner, bedeckter Himmel, Temperaturstürze und wohligen Sonnenschein. Einen so krassen Wechsel des Wetters habe ich schon lange nicht mehr oder eigentlich so noch gar nicht erlebt.



Wegen des ständig wiedereinsetzendes nassen Wetters gibt es leider nur ein paar wenige Fotos, der wirklich lohnenswerten Route. Die Beschreibung hatte vorab ernsthaft nicht zu viel versprochen. Anfangs war der Bodenbelag leider sehr asphaltlastig. Das änderte sich zwar irgendwann in einen federnden Waldboden ab, aber ein bißchen mehr hiervon und weniger harter Boden hätten es auch getan. Alles in allem eine sehr tolle, für Anfänger etwas anspruchsvollere Route, die bei trockenem Wetter bestimmt noch um einiges schöner ist :-)


Eine genauere Routenbeschreibung findet ihr übrigens hier, falls ihr die echt lohnenswerte Strecke mal nachwandern möchtet!



Ein Kurzurlaub mit Camping, Familie und Freunden - in der Reihenfolge

Vor zwei Wochen stand ein Kurzurlaub an. Meine Vorfreude war groß, denn ich wollte nach Monaten das erste Mal wieder Campen gehen. Mit Mina, meinem VW Caddy und der im letzten Jahr gebauten Liegefläche hierfür. Das eigentliche Hauptziel war meine Oma in der Nähe von Passau zu besuchen. Doch auf dem Hinweg plante ich eine Übernachtung auf etwa der Hälfte der Strecke, auf dem Rückweg ebenfalls eine Campingplatz-Nacht und zwei Tage bei meinen Kölner Freunden. Und um Mina auf den bevorstehenden Sommerurlaub vorzubereiten, wollte ich mit ihr alle Nächte im Auto verbringen.

Nachdem alle Campingutensilien ins Auto verladen waren (meine Güte, da kommt ganz schön was zusammen...), ging es los in Richtung Würzburg. Dort verbrachten wir eine Nacht auf dem Campingplatz "Kalte Quelle".


Direkt am Main und mit freilaufenden Kanninchen. Kein Scherz! Die leben dort völlig frei und finden das völlig normal, so ungezwungen ohne Stall oder Gehege ihre Zeit zu verbringen. Mina war da etwas skeptisch und hat sie pro forma einfach mal angebellt, aber das störte die kleinen Pelztiere mal so gar nicht. Leider ist mir nur ein Foto geglückt, weil ich sicherheitshalber Mina an der kurzen Leine behalten habe ;-)






Mit einem etwas längeren Stillstand-Stau ging es am kommenden Tag weiter zu meiner Oma. Ihr Haus liegt recht abseits und in ihm selbst scheint die Zeit still zu stehen. Und doch nagt der Zahn der Zeit an dem Haus und auch an ihrer Lebenszeit. Sie merkt, dass sie immer älter, gebrechlicher und vergesslicher wird. Oft redet sie von früher, von der Zeit in ihrem Heimatdorf und auch von ihrer Flucht. Besonders an einem Tag war sie sehr in früheren Zeiten versunken.


Mina und ich haben hier übrigens auch weiterhin im Auto übernachtet. Sie findet das prinzipiell ja echt gut und okay und so. Aber wenn sich eine gemütliche Eckbank mit noch gemütlicheren Kissen und Decken anbietet, dann kennst sie da nix ;-)  



An einem frühen Abend waren wir mit meiner Tante und meiner Mutter beim Kornexl und haben dort wie immer sehr, sehr, wirklich sehr leckeren fangfrischen Donaufisch gegessen.


An einem sonnigen Tag verschlug es meine Mutter und mich zusammen mit Mina an die Ilz für eine kurze Wanderung. Von der Schrottenbaummühle ging es auf der einen Ilz-Seite nach Fürsteneck und von dort auf der anderen Ilz-Seite wieder zurück.





Als die geplante Zeit in Passau abgelaufen war, packten Mina und ich das Auto zum Fahren startklar und fuhren in Richtung Hanau. Hier wollten wir eigentlich eine Nacht auf einem Campingplatz bleiben, bevor es am kommenden Tag weiter nach Köln gehen sollte. Doch manchmal kommt es anders als man denkt und der durchaus überhaupt nicht nette Mann an der Anmeldung sagte mir um 15:15 Uhr, dass ich nicht auf den Platz käme, wenn ich nicht reserviert hätte, weil es ja schon nach 15 Uhr sei und dies gälte auch, obwohl sie eigentlich noch genügend Plätze frei hätten. Das macht zwar keinen Sinn und freundlich ist auch anders, aber wenn es so ist, dann ist es halt so. Meine Kölner Freundin war zum Glück spontan genug, mich an dem Abend begrüßen zu wollen :-)

In Köln verbrachten wir deshalb 3 Tage. Ganz nebenbei ist mein Patenkind drei Monate alt geworden und ich habe ihn ordentlich bewundert, weil er schon so groß geworden ist ;-) Ihr Hund ist natürlich auch nicht zu kurz gekommen, schließlich mag Mina ihn schon sehr gern!


Das war eine Woche Kurzurlaub. An einigen Stellen anders als geplant. So wie das Leben halt spielt, so verläuft auch eine geplante Woche nicht immer so, wie ich mir das vorher im Kopf in hübschen Farbe ausmale. Aber Mina hat das nicht im geringsten gestört. Sie war viel mehr wieder im letzten Jahr antrainierten Campingmodus angekommen und liebt es den ganzen Tag draußen zu sein :-)

Bei bewölktem Wetter eine Hunderunde zum Durchatmen am Schleusenpark in Waltrop

Vor 14 Monaten war ich das letzte Mal am Schleusenpark. Damals waren es die ersten wärmeren Sonnenstrahlen, die mein Auge erfreuten, und die herrliche Stille, die meine an dem Tag vorherrschende schlechte Laune vertrieben.

Nun wurde es mal wieder Zeit, dort eine Hunderunde zu drehen.


Das Wetter war wesentlich bewölkter und kälter, als im letzten Jahr. 

Aber die Stille hatte schon auf mich gewartet.


Manchmal tut mir eine graue Wolkendecke gut. Das gedämpfte Licht beleuchtet andere Aspekte, als es ein heller, sonniger Tag tun würde. Die Grauabstufungen am Himmel geben allem eine ruhigere Ausstrahlung, weniger grell und strahlend. (Dass dies nur temporär schön ist und ich nach ein paar Tagen auch wieder Sonne will, brauche ich ja nicht extra zu betonen, oder?!)


Mina und ich sind im Grunde keine große Runde gegangen. Aber wir haben uns Zeit gelassen. Zu atmen, zu gehen, wahrzunehmen, anzuhalten.


Bei solchen Runden, die ich zum Abschalten und Gedankensortieren brauche, hilft mir Wasser sehr. Gerade fließendes Gewässer reinigt meinen Kopf im bildlichen Sinne. Es gibt meinen Gedanken eine geradlinige Richtung. Das Wasserfließen beruhigt mich durch das gleichmäßige Plätschern und vertieft meine Atmung. Alles alte, überflüssige aus meinem Inneren wird fortgespült. Die strömende Bewegung bringt frischen Wind mit sich.


Und egal, wie oft ich eine Strecke schon gegangen bin, auf jeder neuen Runde gibt es immer etwas neues zu entdecken.



Falls ihr also auch mal eine gedankliche Auszeit braucht, raus mit euch an die frische Luft. Weit weg vom städtischen Trubel. Rein in die Natur!

33 Jahre machten mich zu der Frau(ke), die ich heute bin

Heute vor 33 Jahren erblickte ich das Licht der Welt. In der Zwischenzeit ist einiges passiert. All die Jahre, Momente, Ereignisse formten und prägten mich. Sowohl die Jahre an die ich gerne zurückdenke, als auch die Jahre, die ich lieber aus meinem Gedächtnis streichen würde.

Doch wer bin ich heute? Was macht mich aus?



Ich bin 1,63 m groß. Ich habe kurze, blonde Haare und bin blauäugig.

Ich bin liebenswert. Ich bin offen und herzlich. Ich bin hilfsbereit. Ich bin zuverlässig. Ich bin ehrlich. Ich bin geradlinig. Ich bin vielseitig und vielschichtig. Ich gehe mit wachem Blick durch die Welt. Ich achte auf Kleinigkeit. Ich freue mich über winzige Dinge und Gesten. Ich lache und lächle viel. Ich schaue genau so oft ernst oder nachdenklich. Ich gehe gern wandern und ich liebe das Draußensein in der Natur. Ich liebe Camping, egal ob mit Zelt oder Auto. Ich mag das reduzierte Reisen. Ich treibe gerne Sport und bewege mich viel. Ich fahre super gerne Rad, auch wenn ich das mit Mina nicht mehr so oft kann. Ich bekomme schnell Muskelkater und das an den unmöglichsten Stellen. Ich bin so hellhäutig, dass ich im Sommer Carotin-Kapseln brauche um keine Sonnenallergie zu bekommen. Ich bekomme pro Jahr mindestens einen dicken Sonnenbrand. Ich habe Sommersprossen. Ich probiere gerne neue Dinge aus, auch wenn ich sie eigentlich nicht mag (Ich möchte mal in einen Trampolinpark, obwohl ich das Gefühl von Trampolinspringen hasse. Ich möchte mal Stand-Up-Paddeling ausprobieren, obwohl ich wasserscheu bin.) Ich bin Hunde- und zweifache Meerschwein-Mama. Ich nähe, häkel und stricke gerne, am liebsten frei Schnauze. Ich liebe es Augenblicke in Fotos festzuhalten. Ich denke und spreche viel in Bildern. Ich lese gerne und schnell. Ich stolpere über Rechtschreibfehler, selbst wenn ich sie nur aus dem Augenwinkel heraus wahrnehme. Ich entspanne durch Yoga. Ich bin Freundin, Liebhaberin und Weggefährtin. Ich bin Schwester und Zwillingsschwester. Ich bin Geschwister einer behinderten Frau. Ich war 12 Jahre lang gesetzliche Betreuerin meiner Zwillingsschwester. Ich bin Tochter. Ich bin Enkelin. Ich bin die gute Freundin, deren Couch im (Übernachtungs-)Notfall für ihre Freunde bereit steht. Ich glaube meist an das Gute im Menschen. Ich bin vorsichtig gegenüber Menschen, die verschlossen sind. Ich nehme viel über Ohren, Augen, Nase und Bauchgefühl wahr. Ich bin unter fremden Menschen und in mir unbekannter Umgebung eher stiller und zurückhaltend. Ich bin optimistisch. Ich bin innerlich stark. Ich hinterfrage viel und durchdenke einiges. Ich kann Kritik besser akzeptieren als Lob. Ich bin nicht immer einfach, aber einfach kann ja jeder. Ich reflektiere mich oft selbst um mich besser kennen zu lernen und zu verstehen. Ich reflektiere gerne andere Menschen, um sie besser kennen zu lernen und zu verstehen. Ich plane gerne. Ich schreibe To-Do-Listen, um die einzelnen Punkte nacheinander abhaken zu können. Ich lebe auf, wenn ich Struktur und Ordnung in etwas bringen kann. Ich brauche manchmal Stunden oder Tage ohne Handy und Internet. Ich blogge seit 2,5 Jahren. Ich hasse Schubladen und ich mag Schränke nur bedingt in meiner Wohnung. Ich liebe offene Regale. Ich mache tagsüber alle Vorhänge auf und nach Sonnenuntergang ziehe ich sie wieder zu. Ich habe in meine Handynummer mein Geburtsdatum eingebaut, das ging früher noch. Ich bin schokoladensüchtig. Ich brauche morgens und mittags einen Kaffee. Ich liebe frisches Obst und Eis. Ich brauche Essen mit Kohlenhydraten und Balaststoffen. Ich ernähre mich möglichst basisch. Ich wiege ein paar Kilo mehr, als ich gern würde und schaffe es nicht sie abzunehmen. Ich esse wenig bis gar kein Fleisch. Ich esse am allerallerliebsten Pommes-Currywurst. Ich bestelle mir niemals Majo, weil die dick macht. Ich klaue immer Majo bei meinen Mit-Essern, weil geklaute Majo keine Kalorien hat. Ich rieche Waffelduft 3 Kilometer gegen den Wind. Ich liebe Kalte Schnauze, habe sie aber noch nie selbst gemacht. Ich liebe picknicken. Ich hasse spülen. Ich habe keine Spülmaschine. Ich mag es, wenn mein Besuch bei mir spült. Ich habe keinen Fernseher. Ich schaue keine Horrorfilme und Tatort zählt für mich schon dazu. Ich habe manchmal Albträume, die sich Horrorfilm-Schreiber als Vorlage nehmen könnten. Ich liebe Blumen. Ich arbeite am liebsten mit den Händen, egal ob beim Teigkneten oder beim Einpflanzen. Ich backe und koche gerne. Ich mag türkis und alle warmen blau-grün-Töne. Ich liebe frisch bezogene Betten. Ich trockne meine Wäsche draußen, damit sie selbst nach einiger Zeit noch frisch riecht. Ich spare alle 5-€-Scheine, die mir in die Hände fallen, für meinen nächsten Urlaub. Ich nehme meistens zwei Treppenstufen auf einmal. Ich liebe Ironie und Sarkasmus. Ich bin aus dem Ruhrgebiet und stolz darauf. Ich liebe gemischte Tüten für 1 € ohne Lakritz. Ich mag da drin am liebsten Cola-Kracher und Bananen. Ich war mal auf einem ZZ-Top-Konzert. Ich habe noch kein Fußballspiel komplett gesehen, nur das, wo vor Jahren mal zwei Stunden lang versucht wurde ein Tor aufzustellen. Ich hasse Fußball, kann aber viele Fußballlieder auswendig, weil meine Zwillingsschwester leidenschaftlicher BVB-Fan ist. Ich trage am liebsten Sandalen oder Sneaker. Ich laufe gerne barfuss, auch wenn es noch sehr weh tut und ich dringend mehr Hornhaut brauche. Ich rubbel mir die Hornhaut weg, weil sie in Sandalen doof aussieht. Ich hasse Schuhe mit Absatz. Ich friere später als der Durchschnitt der Bevölkerung. Ich friere sobald ich müde werde. Ich gehe selbst im Sommer meistens mit Wärmflasche ins Bett. Ich rede manchmal zu schnell. Ich brauche immer ein Taschentuch in Griffweite, sonst fühle ich mich schutzlos gegenüber einer laufenden Nase. Ich kontrolliere immer den Herd, bevor ich aus dem Haus gehe. Ich kann nicht singen, singe aber im Auto viele Lieder aus dem Radio mit auch wenn ich den Text und die Melodie nicht kann. Ich höre zuhause so gut wie keine Musik, außer die im Küchen- oder Badradio. Ich kann gut rückwärts einparken. Ich kann mich mit Stadtplan und Kompass orientieren. Ich liebe Kerzen und den Geruch von gerade ausgehenden Streichhölzern. Ich mag den Frühling am liebsten von allen Jahreszeiten. Ich tippe mit allen 10 Fingen schneller, als so mancher reden/denken kann. Ich habe Angst vor Spinnen und Zecken. Ich hasse Rechtsradikalismus. Ich habe etwas gegen Vorurteile, auch wenn ich selbst viele habe.

Das, was ich bin, und das, was ich fühle, stimmt nicht immer überein. Manchmal sagt mir eine Stimme in meinem Kopf, dass ich zu dick, zu unsportlich, nicht liebenswert bin. Dass ich minderwertig und unfähig für alles bin und ständig versage. Manchmal verursacht mir diese Stimme schlimme Stunden. Doch ich habe gelernt, dass diese Stimme eine Zusammenfassung aller negativen Aussagen ist, die ich in meinem bisherigen Leben in Bezug auf mich gehört habe. In meinem Kopf hallen viele einzelne Stimmen nach, die von Personen stammen, die mir nichts Gutes wollten. Wenn ich nicht achtsam bin, übernehmen meine Wahrnehmung und mein Fühlen die Kerninhalte dieser Stimme. Doch ich lerne, das frühzeitig zu erkennen, um die objektive Wahrheit mit der subjektiven Stimme abzugleichen und mich der Stimme entgegen zu stellen. Ich habe Depressionen, doch sie beherrschen mich nicht und sie machen mich nicht aus. Ich bin stark genug mich selbst zu lieben. Ich habe schon einmal ums Über-/Weiterleben gekämpft und würde es wieder tun.

Ich bin Frauke. Und ich bin ab heute 33 Jahre alt.

'Gib Depressionen ein Gesicht' - ein Projekt von Dirk Ludwig

Anfang 2016 startete Dirk Ludwig sein Projekt "Gib Depressionen ein Gesicht". Sein Ziel ist es, mehr Verständnis in der Bevölkerung zu erreichen und die Krankheit mit all ihren verschiedenen Facetten bekannter zu machen.

Los ging es über eine Facebook-Seite, auf der er Texte von betroffenen und nicht-betroffenen Menschen veröffentlicht. Zu jedem Text stellt er ein passendes Foto, das die dahinterliegende Aussage noch mehr verdeutlichen und die Stimmung bildlicher darstellen soll. Hierdurch hat er innerhalb kürzester Zeit viele Menschen erreicht, sodass er die Idee einer eigenen Homepage weiter entwickelte und diese vor kurzem online stellte. Auf dieser Seite könnt ihr übrigens auch meinen Text lesen, der am 12. März 2016 veröffentlicht wurde.

Neben der Homepage gibt es mittlerweile einen Youtube-Kanal auf dem Tagebücher einer fiktiven depressiven Person veröffentlicht werden. In der Selbsthilfe-Gruppe "Gib Depressionen ein Gesicht" für depressive Menschen sowie Angehörige und Freunde auf Facebook findet ein reger Austausch statt. Sie hat mittlerweile über 600 Mitglieder.

Innerhalb von wenigen Monaten hat Dirk Ludwig hier einiges auf die Beine gestellt! 

Und heute habe ich Dirk Ludwig im Interview um euch sein Projekt und ihn selbst vorzustellen :-)



Magst du Dich mit ein paar Worten vorstellen?

Mein Name ist Dirk Ludwig und ich bin seit dreißig Jahren mit meiner Frau verheiratet. Unsere beiden Töchter sind inzwischen groß und stehen auf eigenen Füßen. Nach wie vor ist die Fotografie lediglich mein Hobby. Vor wenigen Jahren wurde ich durch Burnout aus meiner Tätigkeit im Management einer Bank herausgerissen. Nun nutze ich meine Zeit als Rentner und versuche mein Hobby - die künstlerische Fotografie - mit einem „gemeinnützigen“ Engagement zu verbinden.


Wann ist die Idee zu Deinem Projekt "Gib Depressionen ein Gesicht" entstanden und wie kam es dazu? 

Die Idee zu dem Projekt selbst hatte ein Model Anfang diesen Jahres, mit der ich die erste Bildserie zum Thema Depressionen verwirklicht habe. Anna I. Ahrens – die schon seit ihrer Kindheit unter Depressionen leidet - ist unser Gesicht des Projektes, welches überall zu finden ist.


Zu dem Projekt haben schon einige Menschen ihre Geschichten und/oder Fotos beigesteuert. Wie viele sind es bisher gewesen? 

Ich schätze inzwischen sind es wohl an die 100 Beiträge, die seit Projektstart Anfang Februar 2016 veröffentlicht worden sind. Also im Duchschnitt an jedem Tag ein Beitrag.


Wie sind diese Menschen auf Dich aufmerksam geworden?

Die Kampagne ist bisher allein über Facebook bekannt geworden, da ich über meine Facebook-Seite  „dirk-ludwig-fotografie“bereits eine Menge Follower habe. Darüber hinaus habe ich mein Projekt über bestehende Facebook-Gruppen zu psychischen Erkrankungen bekannt gemacht. Und habe BloggerInnen – so wie Dich ja auch – angeschrieben, ob wir uns nicht gegenseitig vorstellen können. Je mehr Menschen über das Thema Depressionen berichten, desto eher bekommen wir diese Krankheit aus der Tabuzone heraus. Daher ist mir eine Vernetzung sehr wichtig.

Auch bitte ich jedes mal darum, meine Beiträge auf Facebook zu teilen oder den „Gefällt mir“-Button zu drücken. Dabei geht es mir nicht darum, möglichst viele Likes für den Beitrag zu bekommen, sondern es geht darum, das möglichst viele Menschen die Beiträge über Depressionen sehen. Denn über das Liken und Teilen der Beiträge, sehen die Freunde der Personen, die den Beitrag angeklickt haben, auch die Projekt-Veröffentlichungen. So verbreitet sich das Depressions-Projekt wie ein Schneeballsystem.


Ist irgendwo schon mal über Dein Projekt berichtet worden?

In der aktuellen Ausgabe des MILES!- Magazins (2/2016) – dem Magazin für seelische Gesundheit und Emotionen – wird das Projekt ausführlich vorgestellt. Mit dem Magazin ist auch eine regelmäßige und intensive Zusammenarbeit vereinbart.


Wenn Du die meist sehr persönlichen und berührenden Beiträge zugeschickt bekommst, wie gehst du damit um? Kannst du genügend Abstand für dich wahren oder gibt es auch einige Texte, die dich länger beschäftigen?

Mich erreichen ganz unterschiedlichste Texte. Zum einen sind es Gedichte zum Thema Depressionen und zum anderen persönliche Erfahrungsberichte. Die Gedichte sind wunderschön und ich mag sie sehr. Berührender sind häufig natürlich die persönlichen Schicksale, Lebensgeschichten, die ich erfahre. Es öffnen sich auch Menschen, wie z.B. Models, Fotografen oder Digitalartisten, mit denen ich schon zusammen gearbeitet habe, die ich also persönlich kenne und bei denen ich nie erwartet hätte, dass sie unter Depressionen leiden. Aber so ist die Krankheit, die meisten Menschen tragen eine Maske, dass niemand erkennen kann, dass sie depressiv sind. Doch das Tragen der Maske kostet ganz viel Kraft. Auf die mir zugeschickten Beiträge versuche ich mit Empathie einzugehen und trotzdem einen notwendigen Abstand für mich zu wahren.


Woher holst Du die Inspirationen für deine ausdrucksstarken Fotos?

Ich betreibe die künstlerische Fotografie schon seit 30 Jahren. Es ist also ganz viel Erfahrung im Spiel. Wenn ich fotografiere, dann lasse ich mich meist von der Location und vor allem vom vorhandenen Licht inspirieren. Ich arrangiere meist dann spontan, weil für mich Fotografieren das „Malen mit Licht“ ist und das kann man vorher nicht planen. Auch versuche ich mich auf das Model einzulassen, in ihre Seele zu schauen, eine Stimmung für das besondere Foto zu erzeugen.


Bitte beschreib uns deine recht neue Homepage "Gib Depressionen ein Gesicht".

Ab sofort gibt es auch eine eigene Homepage zu dem Projekt: Ihr findet sie unter www.gib-depressionen-ein-gesicht.de. Dort findet Ihr alle bisher veröffentlichten Gedichte, Texte und Bilder sowie die Spruch-Karten und die Mut-Mach-Karten.

ZIEL des Projektes „Gib Depressionen ein Gesicht“ ist es, DEPRESSIONEN ALS KRANKHEIT bekannter zu machen. MEHR VERSTÄNDNIS für Betroffene in der Bevölkerung zu erreichen, indem durch emotionale Bilder und Worte Botschaften transportiert werden, wie sich ein depressiver Mensch fühlt. BETROFFENEN MUT ZUZUSPRECHEN, zu Ihrer Krankheit offen zu stehen. Die Krankheit aus der - nach wie vor teilweise bestehenden - TABUZONE HERAUS ZU BEKOMMEN.

Um dieses Ziel zu erreichen, ist es wichtig, über die Medien möglichst viel Aufmerksamkeit für das Thema zu erzielen. Aus diesem Grunde stellen wir den Medien über unsere Homepage gern aktuelle Presse-Informationen zu dem Projekt „Gib Depressionen ein Gesicht“ zur Verfügung. Gern können die emotionalen Bilder und die dazugehörigen Texte verschiedener Autoren - unter Nennung aller Beteiligten – für die Berichterstattung in den Medien verwendet werden.

Z.Zt. arbeite ich bei dem Projekt mit ca. 20 verschiedenen Autoren, 10 Digitalartisten und 5 Fotografen zusammen.

Besonders danken möchte ich meinem engsten Team, die mich in dem Projekt „Gib Depressionen ein Gesicht“ so toll unterstützen. Ohne sie wäre die bisherige fantastische Entwicklung nicht möglich gewesen. Der Erfolg des Projektes ist vor allem das Ergebnis eines Teams, die mit Begeisterung und Leidenschaft und alle ehrenamtlich - für den guten Zweck - zusammenarbeiten.

Stellvertretend für die vielen Unterstützer bei meinem Depressionsprojekt möchte ich fünf Personen besonders danken. Zum einen Nadine Wagner, die gemeinsam mit mir die treibende Kraft bei dem Projekt ist. Der Autorin Asmodina Tear, die speziell für meine Fotos, sehr viele berührende Gedichte schreibt. Dem Model Anna I. Ahrens, die die Idee zu dem Projekt selbst hatte und mit der ich die erste Bildserie zum Thema Depressionen verwirklicht habe. Der Autorin Lisa M. Lenardi, die für mich ebenfalls Ideengeberin ist. Und last but not least, dem Dustin Guske, der die Bildkampagne initiiert hat.


Vielen Dank für deine ausführlichen Antworten! Dein spannendes Projekt wird sich hoffentlich weiterhin so erfolgreich verbreiten :-)

Als Schwester denke ich anders als die Autorin des Buches und des Films ´Ein ganzes halbes Jahr´

Dass ich das erste Mal jemanden begeistert von dem Buch "Ein ganzes halbes Jahr" reden hörte, war kurz nach Erscheinung des Buches. Seit dem wurde ich hin und wieder auf das Buch und meine Meinung dazu angesprochen. Ich habe es selbst nicht gelesen, weil ich schon am Anfang das Ende wusste und es zu klischeehaft und vorurteilsbehaftet finde.

In dem Buch geht es um einen Mann mit Querschnittslähmung. Am Ende des Buches bringt er sich um. Weil er behindert ist und mit der Behinderung nicht leben möchte.

Meine Zwillingsschwester ist behindert. Ihr Leben ist nicht immer einfach. Klar, sie kann viele Dinge nicht selbst machen und ist bei fast allem auf Hilfe angewiesen. Aber sie hat nie den Wunsch geäußert, wegen ihrer körperlichen Einschränkungen nicht mehr leben zu wollen.


Was sie (und mich als Schwester übrigens auch) viel mehr frustriert sind die vielen überflüssigen und zum Teil schmerzhaften Steine, die ihr in den Weg gelegt werden. Im Gesetz verankerte Hilfsmittel werden von der Krankenkasse nicht übernommen oder erst mit Widerspruchsverfahren. Hilfsmittel gehen viel zu schnell kaputt, werden nur schleppend repariert und sind dafür tage- bis wochenweise im Sanitätshaus oder beim Hersteller verschwunden. Die Bluetooth-Schnittstelle zwischen ihrem Talker streikt seit Wochen und sie kann deshalb keine SMS verschicken (Ein internetfähiges Smartphone damit zu verbinden ist reine Utopie.) Das Telefonieren über ihr funkgesteuertes Telefon ist auch nur schleppend möglich. Die Assistenz in ihrer ambulant betreuten WG ist nicht immer "Assistenz" im Assistenzsinne, sondern spielt sich je nach Person lieber so auf, als wenn meine Schwester keinen eigenen Willen und keine eigene Meinung hätte. Es gibt Mitarbeiter im Fahrdienst, die sie beschimpfen oder in ihrer Gegenwart negativ über sie sprechen. Wenn sie wegen eines Notfalles (z. B. ein geprellter Fuß durch einen Unfall mit einem anderen E-Rolli) in die Notaufnahme muss, kann es sein, dass der diensthabende Oberarzt mit mir über ihren Kopf hinweg spricht und mir erzählt, wie schlimm doch so ein Leben ist und dass sie mit dem Gips bald wieder laufen kann. Auf meine Gegenfrage, ob der Gips denn eine Wunderheilung vollbringt, weil sie ja noch nie laufen konnte, reagiert dann so ein Oberarzt verschnupft und wird auch mir gegenüber abfällig. Generell sprechen ihr viele Ärzte ein normales Schmerzempfinden ab und behandeln sie dementsprechend: entweder nimmt man ihre Schmerzen nicht ernst oder man betäubt sie bei kleineren Dingen erst gar nicht bis nur ein bißchen.

Diese ganzen sehr negativen Punkte sind Faktoren, die ihr Leben von außen negativ werden lassen. Hätte meine Schwester die Hilfe, die ihr vom Gesetzgeber her zusteht (was zwar schon viel, aber in manchen Punkten noch lange nicht ausreichend ist / wie zum Beispiel hier geschildert), würden Krankenkassen, Sanitätshäuser & Hersteller ihre Arbeit "richtig" tun und würden Menschen meine Schwester als gleichwertigen Menschen behandeln, würde sie ein vom Grundsatz her normales Leben führen können. Sie hat körperliche Einschränkungen, aber die schränken sie nicht in ihrer Lebenslust und ihrem Lebenswillen ein.

In dem besagten Buch hat der querschnittsgelähmte Mann all diese Steine nicht, weil er genügend Geld hat und auch sonst sein Leben so führen kann, wie er es möchte. Er möchte nicht mehr leben, weil er behindert ist.

Das ist mir zu platt. Ganz ehrlich.

Viele Leute kommen mir dann mit dem selben Argument: "Deine Schwester hat ja die Behinderung von Geburt an und weiß nicht wie es anders ist. Wenn man erst alles konnte und dann nichts mehr, dann ist das was völlig anderes." Ja, mag sein, dass meine Schwester das nicht beurteilen kann. Und kann auch sein, dass ich es nicht beurteilen kann. Aber warum sollte es jemand anderes beurteilen können, der selbst nicht behindert ist? Weder von Geburt an, noch bis zum jetzigen Zeitpunkt? Mit wie vielen behinderten Menschen hatten diese Leute schon Kontakt und wissen, wie deren Alltag wirklich aussieht? Wie sie sich fühlen, was sie denken, was sie ärgert und was sie zum Lachen bringt? Eine pauschale Meinung zu fällen, ohne jemals selbst mit einem Menschen in der Position gesprochen zu haben, ist einfach. Zumal das von den Medien so auch immer noch vorgelebt und durch uralte Phrasen weiterhin am Klischee-Behinderten festgehalten wird. (Es geht auch anders, wie z. B. hier.)

Wenn sich jemand umbringen will, hat er ein Problem und höchstwahrscheinliche eine psychische/seelische Erkrankung. Die kann er haben, egal ob er behindert oder nichtbehindert ist. Und diese Erkrankung kann man behandeln.

Ich werde auch in Zukunft weder das Buch lesen, noch den Film schauen. Weil mich beide Dinge schon vorher aufregen.

Wer anderer Meinung ist, ist anderer Meinung. Schließlich hat jeder eine eigene. Aber ich bleibe bei meiner, auch wenn es Menschen gibt, die sie weder nachvollziehen noch akzeptieren können.


Eine weitere Meinung zu dem Buch und dem Film findet ihr übrigens hier.

Leute, verschwendet regelmäßig ein paar Minuten eures Alltages für vermeinlich zweckbefreite Dinge!

Ganz ernsthaft? Das ist grandios und bescherrt euch einige Augenblicke der Gedankenleere! Die 5 Minuten werden euch viel länger vorkommen, auch wenn ihr binnen weniger Augenblicke die Zeit aus den Augen verliert.

Doch wovon rede ich hier überhaupt genau und was meine ich mit "zweckbefreiten Dingen"?

Ich tue mich schwer mit Nichtstun. Mina hat mir zwar sehr beim Chillen-Lernen geholfen, aber einfach so nichts zu tun, dabei den Kopf ausschalten und die Zeit vergessen, das will mir immer noch nicht so flüssig aus dem Handgelenk geschüttelt gelingen. Dabei tut es so gut, wenn der Kopf mal nicht mit Erinnerungen oder Zukunftsplänen beschäftigt ist, die Zeit einfach so vor sich hindümpelt und dabei zur fast schönsten Nebensache der Welt wird.

Deshalb habe ich angefangen, alle paar Tage 5 Minuten mit völlig sinnlosen bzw. zweckbefreiten Tätigkeiten zu verbringen. Damit meine ich Dinge, die kein Ziel verfolgen und auf den ersten Blick für erst mal nichts gut sind. Klar, das hört sich bekloppt an. Aber einfach mal einige Minuten zu verschwenden, für etwas wo es kein Ziel o.ä. zu erreichen gibt, lässt den Alltag in den Hintergrund treten und der Kopf ist nur auf den Moment fokussiert, der gerade jetzt stattfindet.

Um die 5 Minuten nicht dadurch stressig zu gestalten, dass ich ständig auf die Uhr schaue, wie viel Zeit ich noch habe, stelle ich mir meine Handystopuhr auf 5 Minuten. Dann drehe ich das Handy um und lege es zur Seite, damit ich es wirklich nicht mehr aus Versehen beachte. (Alle Klingeltöne außer der Stopuhr sind natürlich ausgeschaltet.)

So, und womit habe ich nun diese besagten 5 Minuten bisher verschwendet?

Mit allem möglichen. Hier ein paar Beispiele:


Strohhalm in Kakao halten und dabei ununterbrochen Blubberblasen machen (Atemlosigkeit nach etwa 1 Minute blubbern eingeschlossen)



Aus dem Fenster starren und Wolken beobachten, während ich auf dem Sofa liege (und während Mina ihren Kopf auf meine Beine legt)



Jonglieren (Und zwar mit dem, was ich an Jongliermaterial gerade noch gefunden habe. Wo sind nur meine drei Jonglierbälle hin?)



Auf einer Mauer balancieren



Rückwärts gehen (Hier nach einem Wandertag auf dem Campingplatz. Ja, die anderen Camper haben gelächelt. Ob sie mich belächelt haben, mag ich nicht beurteilen ;-) )



Handstand (aus Ungeübtheit an der Wand)


(Die Fotos haben eine recht miserable Qualität. Aber sie sind nur nebenbei entstanden, als ich meine Zeitvergeudung dokumentieren wollte. Aufwendigere Fotos hätten mich vom Projekt abgelenkt.)


Ihr seht, da gibts tausend mögliche Zeitverschwendungsmöglichkeit mit Ende der Ideenseite offen. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt :-)

Ich werde versuchen, diese wertvollen 5 Minuten dauerhaft in meinen Alltag zu integrieren. Damit meine ich nicht, dass ich das zwanghaft jeden Tag umsetzen möchte. Sondern dass ich mir diese Auszeit gönne, wann immer mir danach ist. Ganz ohne Zwang und Druck, weil dadurch bei mir nur die Gefahr droht, dass es mir dann keine Entspannung mehr bringt.


Probiert es einfach mal aus! Ihr habt nichts zu verlieren. "Opfert" 5 Minuten und verschwendet sie, mit etwas, wonach euch gerade ist. Und wenn euch spontan nichts einfällt, klaut euch eine meiner Ideen und fangt einfach an. Der Anfang ist bekanntlich der schwierigste Schritt. Doch traut euch und seid mutig! Ihr könnt nur gewinnen :-) Und sei es, dass ihr lauthals lacht, weil ihr euch selbst so albern vorkommt ;-)



Den Gedankenanstoß zu diesem ganzen Projekt habe ich durch das "10-Minuten-Projekt" von Sunray bekommen. Vielen Dank für deine Inspiration, du Liebe!

Zurück aus Schweden - ein Rückblick beginnt mit der Anreise

Nach drei Wochen Schweden melde ich mich im Alltag zurück. Das Ankommen fällt mir zugegebenermaßen recht schwer. Die Zeit war einfach zu schön und naturnah und voller toller Momente und Erfahrungen.

Mein Freund, Mina und ich sind mit meinem VW Caddy und der Campingausrüstung gestartet. Letztes Jahr waren Mina und ich damit schon mal für 3,5 Wochen unterwegs und dementsprechend wussten wir, was mit muss und was nicht. Im Frühling haben wir ein Probecamping-Wochenende zu dritt ganz klassisch im nahen Sauerland an einem abgelegenen Campingplatz absolviert, um zu sehen, ob es auch zu dritt passt und wo die Ausrüstung angepasst werden müsste.

Ausgestattet mit einer Straßenkarte im Maßstab 1:800.000 und der groben Erwartung an einen netten Urlaub in einem bis dahin unbekannten Land ging es los. Als grobe Richtung hatten wir uns Süd- und Mittelschweden überlegt. Viel mehr Planung gab es fast nicht. Ein paar grundlegende Infos über Schweden haben wir uns u. a. hier gesucht. Auch über die notwendigen Unterlagen in Bezug auf Mina habe ich mich informiert. Wir wollten uns von unserem Bauchgefühl und der jeweiligen Tagesstimmung leiten lassen und so spontan von einem Ort zum anderen fahren. Klar, einige Wanderwege und ihre Routenverläufe hatten wir uns vorher schon mal angesehen, weil wir ein paar Tage mit Rucksack und Sack und Pack los in die Natur wollten. In letzter Minute wanderte noch ein (etwas älterer, aber wie sich herausstellte top zu gebrauchender) Reiseführer von Dumont aus der Bücherei mit in unser Urlaubsgepäck.

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Schweden Urlaub Anreise Dänemark Maribu Camping Hund See Sommerabend
1. Urlaubsabend in Maribu (Dänemark) am Campingplatz

Und, schwups, kaum sind wir voller freudiger Erwartungs-Hibbeligkeit am frühen Samstagmorgen gestarten, schwups, sind drei Wochen rum und ich schwärme in einer Tour von dem ach-so-tollen-Land! Sehnsüchtig denke ich seit unserer Rückkehr vor 3 Tagen an die Zeit on-the-Road zurück und könnte direkt wieder losstarten. Dank der schwachen schwedischen Sonne bin ich ganz langsam ganz gut braun (Wenn ich schon mal keine Sonnencreme brauche, heißt das echt was! So braun war ich ernsthaft noch nie!) und meine Haare immer blonder geworden. Heute sprachen mich gleich mehrere Leute an, dass ich nun auch optisch als Schwedin durchgehen würde :-)


In den drei Wochen hatten wir bewusst kein Internet dabei. Wir haben es nur einmal widerwillig ganz kurz aktiviert, weil wir einen Stellplatz nur online per paypal bezahlen konnten. Nachdem das erledigt war, wurde das Datenroaming direkt wieder deaktiviert, ohne auf Whatsapp- oder Instagram-Benachrichtigungen zu achten. Deshalb erfahre ich erst nach und nach, was sich hier die letzte Zeit  ereignet hat. Wie Gesa so passend schrieb, ist es manchmal ganz nützlich, von dem aktuellen Weltgeschehen eine Weile nichts mit zu bekommen. Von dem Putschversuch in der Türkei habe ich erst erfahren, nachdem bereits der Ausnahmezustand verhängt worden war. Der Tod von Miriam Pielhau hat mich auch erst jetzt erreicht. Wer nun letztendlich die EM gewonnen hat, weiß ich bis heute nicht und es interessiert mich ehrlich gesagt genauso wenig, wie es die bisherigen EM´s der Fall war. Drei Wochen ohne all die großen und kleinen Katastrophen auf dieser Welt zu verbringen ist echt mal schön. Zumal ich diese Zeit in einem sehr weitläufigen Land mit meist echt entspannten Menschen verbracht habe (sofern ich Menschen überhaupt gesehen habe). Natürlich bewegen mich die großen Ereignisse auch im Nachhinein noch, aber so etwas wie Pokemon ist mir dann doch ziemlich egal. Und mal ehrlich, wenn ich im Urlaub direkt davon erfahren hätte, wären die Dinge auch nicht anders verlaufen. Nur hätte ich einen unentspannteren Urlaub gehabt, der mit wesentlich mehr Sorgen als nach frischem Trinkwasser und einer möglichst warmen Dusche gesegnet gewesen wäre.

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Schweden Urlaub Anreise Dänemark Maribu Camping Häuser
Maribu ist ein sehr kleiner, aber beschaulicher Ort

Doch bis es zu einer Sorge um zu knappes Trinkwasser kommen konnte, mussten wir erst mal nach Schweden kommen. Wir haben uns für eine Überfahrt mit der Fähre ab Fehmarn bzw. Puttgarden - Rodby, um nach Dänemark zu kommen, entschieden. In Maribu haben wir eine Nacht verbracht und sind dann über die Öresundbrücke nach Schweden eingefahren. (Das Kombiticket, das wir für beide Fahrten brauchten (also Fähre + Brücke), gilt zum Glück länger als den Kauftag. Um flexibel bei den einzelnen Tagesetappen und auch bei der Rückreise zu sein, haben wir die etwas höhere Gebühr in Kauf genommen und das Kombiticket erst direkt vor Ort gekauft, statt es vorher ein klein wenig preisgünstiger online zu erwerben.)

Die Fotos der Anreise habe ich bereits oben angefangen in den Text mit einzubauen. Das Panoramabild des Sonnenunterganges habe ich euch bis hierhin aufgespart. Das Bild ist komplett ohne Filter und ohne jegliche Nachbearbeitung. Die Stimmung des Abends war genau so, wie es auf dem Foto rüberkommt.


Und so sollten auch die kommenden Wochen letztendlich werden. Viel Wasser/Seen, viel Natur, viel blauer Himmel, aber auch einige Wolken. Die Höhe der Wolken fing bereits hier an sich zu verändern. Während sie bei uns häufig sehr flach, aber dafür flächendeckend in Erscheinung treten, sind die Wolken weiter nördlich viel höher, 3D-mäßiger und ziehen meist so schnell ab, wie sie kommen. Ein Regenschauer ist damit gar nicht mehr so schlimm, weil er nach einiger Zeit bereits wieder weitergezogen ist. Und so richtig dunkel wurde es ab hier auch nicht mehr. Midsommar liegt noch nicht so lange zurück und deshalb sind die Tage noch sehr lang bzw. die Nächte extrem kurz.

Doch das war ja erst der erste Tag. Am nächsten Tag fuhren wir dann über die 7.845 m lange Öresundbrücke nach Schweden ein.



Die Länge und Größe der Brücke waren echt überwältigend. Wer nach Schweden reist, sollte unbedingt mindestens einmal über diese Brücke fahren. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, wie lang eine einzelne Brücke sein kann!

Weil es eh auf dem Weg lag, haben wir kurz in Malmö gehalten. Doch die Stadt war uns zu trubelig und zu städtisch und so fuhren wir bald weiter. (Wir hatten übrigens vorher schon gehört, dass man in Schweden so ungefähr alles mit Kreditkarte bezahlt. Und so war es auch: selbst der Parkscheinautomat funktionierte nur mit selbiger.)

Während wir uns einfach ein bißchen auf kleineren Straßen parallel zur südlichen Küste treiben ließen, stießen wir irgendwann kurz vor Ystad auf einen Parkplatz. Versehen mit Meerblick und nichtstinkendem Dixiklo. Hier standen noch andere Camper und deshalb hielten wir an. Mit dem Jedermannsrecht im Hinterkopf sich das erste Mal einfach irgendwo hinzustellen, war dann schon recht aufregend :-) Zu Fuß gingen wir ein wenig am Strand und an der Küste entlang und stießen nach nur wenigen hundert Metern auf einen anderen Parkplatz. Ebenfalls versehen mit Meerblick und nicht stinkendem Dixiklo. Aber auch mit Feuerstelle, Sitzbank und ohne andere Camper. Nach einem Umparken des Autos haben wir es uns dann entspannt gemütlich gemacht und ein mitgebrachtes Bier getrunken (die Schweden haben zwar auch Bier, aber das im Supermarkt erhältliche ist dann doch recht wässrig.)


Ich fahre ja echt gern mal Auto, aber es ist kein Hobby von mir und strengt mich nach einiger Zeit wirklich an. Umso chilliger war es, hier am Meer zu sitzen, das Rauschen der Wellen in den Ohren, die Wärme der Sonne auf der Haut und dabei ganz langsam zu realisieren, dass das hier ECHT ist.


Während mein Freund Feuerholz suchte, habe ich etwas Yoga gemacht. Das hat mir das Hier-&-Jetzt gleich nochmal näher gebracht und die vom Autofahren verspannten Muskeln ordentlich gelockert. Yoga mit Meerblick hilft gleich doppelt! 



Ein bißchen mulmig war mir auf dem Parkplatz schon. Ich hatte mal gehört, dass es in den letzten Jahren vermehrt Überfälle auf Camper gegeben hat. (Hinterher habe ich übrigens erfahren, dass die vermehrt an der E6 stattfinden und dort haben wir nicht einmal übernachtet.) Doch dann fuhr ein junges Ehepaar auf Elternzeit mitsamt Baby und Wohnwagen auf den Parkplatz. Meine Angst war damit so gut wie gebannt und wir genossen unseren ersten schwedischen Abend.




So, das waren ein paar erste Gedanken und die Anreise. In der kommenden Zeit werde ich euch weiter von unserer Tour berichten, die mir nachhaltig im Kopf bleiben wird. Die ganzen Eindrücke werde ich erst nach und nach verarbeiten und bereits jetzt merke ich erste Veränderungen. Nach 3 sehr naturverbundenen Wochen stehe ich in meiner 1,5-Zimmer-kleinen-Innenstadtwohnung und beschaue mir meinen Haushalt. So vieles erscheint mir plötzlich überflüssig und als unnützer Balast, der Staub ansetzt.

Ihr seht, die drei Wochen Schweden werden mich noch länger beschäftigen. Und da freu ich mich auch irgendwie schon drauf :-)


Und wenn ich irgendwann google-maps checke, binde ich noch eine Karte mit unserer ungefähren Route ein. Hier schon mal eine Übersichtskarte zu Schweden. Wenn ihr da reinscrollt, könnt ihr nach verfolgen, wo wir von Fehmarn übergesetzt sind, dann in Maribu übernachtet haben, über die Öresundbrücke nach Schweden eingefahren und kurz vor Ystadt gestanden haben. Lasst eurer Fantasie freien Lauf. Markierungspunkte setzen bekomm ich gerade noch nicht hin (hat jemand eine verständliche Anleitung dafür parat?).



Die Tage folgt die (wahrscheinlich ebenso lange) Fortsetzung :-)


Hier findet ihr alle Berichte:

Die nächsten Tage in Schweden - von Skane nach Smaland


Heute nehme ich euch mit zu den nächsten Tagen unserer Schwedenreise. Schnappt euch ein Getränk eurer Wahl und lehnt euch bequem zurück. Es wird wieder etwas länger :-)

(Während ich diese Zeilen tippe, sitze ich sehnsüchtig blickend auf meinem Balkon und versuche hin und wieder meinen Blick in die Ferne schweifen zu lassen. Das ist hier aufgrund der innerstädtischen Innenhoflage zugegebenermaßen etwas schwierig, aber der sehnsüchtige Blick braucht so etwas und Richtung Himmelszelt ist noch einiges an Platz frei.)

Ich nehme euch mit von Ystad, das in der Provinz Skane liegt, über verschiedene kleine Orte bis in die Nähe von Dörap in Smaland. Dank eines Kommentars unter meinem ersten Schwedenteil konnte ich auch endlich eine Übersichtskarte zusammenstellen und habe sie ganz am Ende dieses Textes eingefügt. Dort seht ihr die einzelnen Stationen der nun vor uns liegenden Tage.

Nachdem wir unsere erste Nacht in Schweden direkt am Meer verbracht haben, gab es natürlich ein Frühstück mit Blick aufs Meer. Klar, bietet sich ja an und lohnen tut sich so ein Meerblick-Frühstück immer :-) Unser Trinkwasser neigte sich mittlerweile rapide dem Ende zu und wir teilten es ein, so gut es ging. In Anbetracht der benötigten Kleinmenge fürs Zähneputzen fiel aber zum Glück noch genügend Wasser für einen kleinen Kaffee für mich ab! (Wie kostbar Trinkwasser ist, wurde mir in den drei Wochen hier zum ersten Mal richtig bewusst. Auch wenn man es noch so sehr einteilt, irgendwann neigt es sich dem Ende zu, wenn nicht ein Wasserhahn oder auch ein Supermarkt in der Nähe sind.)


Das 7-Sachen-Zusammenpacken danach dauerte nicht lange und schon ging es weiter die paar Meter bis nach Ystad rein. Wir haben dort geparkt und uns die kleine Innenstadt zu Fuß angeschaut. Während wir noch auf einer Bank in der Sonne saßen und unsere erste richtig schwedische Zimtschnecke verspeisten, fiel uns ein Tandem mit Reisegepäck ins Auge. Das lehnte an der Bäckerei, wo wir gerade die Zimtschnecken erstanden hatten. Und so kauten und schauten wir, wer wohl zu dem interessant aussehenden Fahrrad inkl. 2 Kindersitzen gehören würde. Nach ein paar Minuten erschien eine kleine Familie: Mutter, Vater und 2 Kinder. Da ich früher ja leidenschaftliche Radreisende war (bis Mina kam und Fahrräder verabscheut) und mein Freund dies bis heute noch ist, ergab sich recht schnell ein echt spannendes Gespräch mit den vieren. Wie sich herausstellte, waren es ebenfalls Deutsche, die allerdings insgesamt 6 Wochen unterwegs sein würden. Sie waren am Vortrag von Polen per Fähre nach Schweden gekommen, wo sie bereits einige Kilometer und Tage verbracht haben. Eigentlich eher zufällig, weil sie ohne große Planung in den Radurlaub gestartet waren und in Polen die Fähre nach Trelleborg gesehen hatten. Sie waren so planlos, dass sie noch nicht mal eine Karte dabei hatten, geschweige denn vor Fährenantritt bedacht hatten, dass in Schweden der Euro nicht gilt. Sie sind mit sehr schmalen Gepäck und Budget unterwegs gewesen, aber voller Tatendrang und Lebenslust. Während sie einen Blick auf unsere Karte warfen, fassten sie Stockholm als nächstes Ziel ins Auge. Die vier waren so sympathisch, dass wir in den kommenden Wochen noch häufig an sie denken mussten.

Während sich die kleine Familie auf ihre Räder schwang, fuhren wir weiter. Einfach dem Bauchgefühl nach. So verschlug es uns nach





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Stenhuvud Nationalpark Schweden Urlaub Reise mit Hund Skane Camping Rundreise
Der Sand hat unter den Füßen gequietscht. Keine Ahnung warum das so war, aber es war lustig.






















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Vildmarkscamping Hätteboda Schweden Smaland Reise Urlaub Camping mit Hund






























Beim nächsten Mal erfahrt ihr, wie es für uns weiterging :-) Denn das hier war gerade mal die erste Woche von insgesamt dreien!


Hier findet ihr alle Berichte:

Weiter gehts mit dem Schwedenrückblick - vom Nationalpark Store Mosse bis nach Villingsberg

Nachdem mich der Alltag recht fest in der Hand hatte, komme ich endlich dazu, euch den dritten Teil unseres diesjährigen Schwedenurlaubes zu zeigen!

Beim zweiten Teil endete ich mit der Übernachtung in der Nähe von Dörap. Von hier aus ging es ein Stück weiter nördlich zum Nationalpark Store Mosse. Wir befinden uns hier im südschwedischen Hochland und begeben uns auf eines der größten Hochmoore Südschwedens. Um nicht mitten im Moor als Moorleiche zu enden sind die Wanderwege, die direkt über das Moor führen, auf Stege verlegt worden. Mina hat das recht schnell lernen (müssen) und dann auch problemlos mitgemacht!



Am Wanderparkplatz gibt es mal wieder eine schön übersichtliche Karte mit verschiedenen Rundwegen und zum ersten Mal wird mir bewusst, wie toll die Schweden auf behinderte Menschen ausgerichtet sind (vom Hören-Sagen kannte ich das zwar schon, aber selbst gesehen hatte ich es noch nicht). Auf der Karte gibt es extra Hinweise für rollstuhlgerechte Toiletten und auch auf entsprechende Übernachtungsmöglichkeiten.





Wir haben uns für den 14 km langen Rundweg um denn See Kävsjön entschieden. Dieser führt uns durch Nadel- und Laubwald, ebenso wie über offenes Gelände und natürlich durch das von uns erhoffte Moor! Laut dem schwedischen Volksglauben soll es im Moor von Elfen und Kobolden nur so wimmeln. Leider haben sie sich uns nicht gezeigt ;-)



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Store Mosse Nationalpark Schweden Urlaub Camping Campingtrip mit Hund
Ich liebe diese schwedischen Wolken. So herrlich 3D!

Nachdem wir hier einige Zeit in echt herrlicher Sonne gewandert sind und dabei auch die ein oder andere gemütliche Pause eingelegt hatten, ging es weiter.


Immer der Nase und dem Bauchgefühl nach haben wir uns nach einem Campingplatz umgeschaut. Der erste war viel zu groß und Wohnwagen-an-Wohnwagen-an-Wohnwagen. Allein bei einem solchen Anblick kam mein natürlicher Fluchtreflex zum Vorschein und so suchten wir weiter. Zum Glück! Den wir fanden einen echt überschaubaren, ruhigen Platz in der Nähe von Sandhem an einem Bach und das zu einem echt günstigen Preis. Die Toilette am Platz war zwar ein stinkendes Plumpsklo, aber der Wald war nicht weit weg. Und die Dusche hatte zumindest warmes Wasser. Nachdem ich als erstes gegangen war und die Spinnweben inkl. zurückgelassener Wespennester gewissentlich übersehen hatte, ebenso wie die Tatsache, dass ich in einem größeren Holzverschlag stand, wo das Bachwasser erwärmt aus veralteten Duschköpfen kam und unter mir einfach zwischen den Holzritzen verschwand, kam mein Freund vom Duschen zurück. Er hat mir zum Glück erst einige Stunden später erzählt, dass selbst er direkt an einen Horrorfilm denken musste, als er den Männer-Duschteil betrat, das aber noch recht witzig fand. Wie gut, dass ich mich einfach nur auf das warme Wasser konzentriert habe und evtl. Ängste und Ermordungsvorstellungen ordentlich beiseite geschoben hatte... Aber sonst war der Platz wirklich toll! Irgendwann mitten in der Nacht weckte mich mein Freund wegen des Sonnenaufgangs. Ich habe mit einem halb geöffneten Auge die Kamera angemacht, aus der Autotür rausgehalten, abgedrückt, Kamera weggelegt und weitergeschlafen. Am nächsten Tag war ich ganz überrascht, dass dort ein Foto von einem Sonnenaufgang drauf war :-)



Am nächsten Tag ging es weiter. In Hjo am Vätternsee haben wir gehalten und uns den kleinen Ort angeschaut, der bekannt für seine Holzhäuser ist. Am Hafen haben wir ganz zauberhaftes Eis gegessen: Rote-Beete-Thymian / Salzkaramell-Marshmallow / Moltebeere (mein Freund) & Popcorn / Schoko-Marshmallow / Minz-Karamell (ich).



Außerdem waren wir in einem Fischerladen drin, haben artig eine Nummer gezogen (typisch schwedisch: direkt am Eingang hängt ein kleiner Automat, wo ein mit einer Nummer bedruckter Papierzettel rauskommt und sobald die eigene Nummer aufgerufen wird, ist man an der Reihe) und uns leckeren Fisch direkt aus dem Vätternsee gekauft um ihn zum Abendessen zu verspeisen.


Durch das Eis frisch gestärkt ging es weiter nach Karlsborg. Dort haben wir uns die Festung angeschaut, waren aber nicht sonderlich davon angetan, weswegen es auch keine Fotos davon gibt.

Deswegen ging es danach direkt weiter zum Nationalpark Tiveden. Hier gab es am Eingang wieder kostenlose Infobroschüren. Wir haben uns für die 4,6 km lange Rundwanderung entschieden, wo es auf dem Hinweisschild bereits hieß, dass die Strecken sehr felsig, hügelig und steinig sind und man mal locker die doppelte der gewöhnlichen Zeit einrechnen sollte. Zum Glück hatte ich noch Müsliriegel als Notverpflegung im Rucksack. Denn so war es auch: die Strecke war echt herrlich, aber auch echt anstrengend! Im Urlaubsrückblick ist es sogar die schönste Strecke, obwohl sie von den Kilometern her mit die kürzeste war. Aber der Weg hatte es in sich. Viel hoch, viel runter, viele Felsen, viel Moos, 2 Seen und urige und wurzelige Wege. Zum Glück hatte es an dem Tag noch nicht geregnet, sodass die Steine nicht glatt waren. (In Schweden regnet es ja gern mal für ein paar Minuten aus einer Wolke bis sie weitergezogen und der Himmel wieder strahlend blau ist.)







Seht ihr auf dem Foto die große Stein-"Nase"? Sie hängt da wirklich direkt über dem Weg und mir war etwas mulmig beim drunter her gehen... In meinem Kopf sah ich schon, wie der Fels sich löst und mich mit einem lauten "Plumps!" platt macht. War aber zum Glück nur in meinem Kopf und nicht in der Realität der Fall :-)



Als wir irgendwann wieder am Wanderparkplatz ankamen und einen Blick auf die Uhr im Auto warfen, staunten wir, wie viel Zeit wir gebraucht hatten. Es erklärte aber auch, warum ich zwischendrin heißhungrig über die Müsliriegel hergefallen war ;-)



Der Campingplatz liegt direkt daneben und ist nach wenigen Minuten erreicht. Es war zwar ein größerer, aber wir hatten Blick auf einen See und um uns herum genügend Wiese, bevor die anderen Campingäste kamen. Lustigerweise durfte man die Sanitärräume nur barfuss betreten :-) Ja, auch die Klos. Ist zwar erst mal komisch, aber ich lauf ja eh am liebsten barfuß :-) In der Gegend soll es übrigens von Trollen wimmeln. Leider haben wir bis auf die zwei Kollegen aus Stein im Eingangsbereich vom Campingplatz keine gesehen!


Nach einem Frühstück begleitet von Nieselregen packten wir ein und fuhren weiter. Als erstes verschlug es uns nach Askersund. Im Hafen haben wir (na, wer errät es?) Eis gegessen: Nougatcrisp / Knäck (mein Freund) & Lime-Breeze / Apfelsine-Schoko (ich).


Nach einem kurzen Abstecher in die überschaubare Innenstadt ging es weiter zum Nationalpark Garphyttans. Den hatte mein Freund als bester Beifahrer der Welt in dem etwas älteren Schwedenführer aus der Bücherei gefunden. Ihn vor Ort zu finden war dann schon etwas schwieriger. Auf unserer großen Übersichtskarte war er gar nicht eingezeichnet und auch in der Nähe gab es erstmal keine Hinweisschilder, wie wir es von den anderen Nationalparks gewohnt waren. Nachdem wir eigentlich schon aufgeben wollten, sahen wir an der nächsten Kreuzung doch noch ein Schild und folgten ihm zu einem wirklich sehr kleinen Parkplatz für gerade mal etwa 3 - 4 Autos. Der Nationalpark selbst war dementsprechend auch nicht riesig, aber schön. Am Eingangsbereich gab es eine Übersichtstafel und wir entschieden uns für die "bergige Runde". Während wir erst durch eine wilde Wiese streiften, ging es dann durch den Wald und auch einige Höhenmeter hinauf.






Und während uns der Tag morgens ja noch mit Nieselregen begrüßt hatte, endete er mit wolkig-sonnigem Himmel auf einem Campingplatz in der Nähe von Villingsberg. Mal wieder direkt an einem See :-)

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Urlaub Camping mit Hund Schweden Villingsberg See Feuerstelle Grillen Barbeque
Direkt hinter dem Wohnwagen dahinten ist der See!


Hier gab es endlich mal wieder eine Feuerstelle, die von uns sogleich befeuert und begrillt wurde :-) Ein Hoch auf die Schweden, ihre Feuerstellen und das dort extra hierfür frei zur Verfügung gestellte Brennholz!




Um euch einen Überblick über die gerade beschriebenen Stationen zu verschaffen, findet ihr hier wieder eine Übersichtskarte:




So endet nun der dritte Teil meines Schweden-Rückblicks.


Hier findet ihr alle Berichte:


Und wenn mich der Alltag in der kommenden Woche weniger in seiner Gewalt hat, lest ihr hoffentlich schon bald den 4. Teil unserer Reise. Seid gespannt: es geht mit dickem Rucksack auf eine eigentlich 3-Tages-Tour, die für uns aber doch nur 2 Tage dauerte und nicht bis zum Ende gewandert wurde. 

Eine Diagnose und die Welt steht Kopf - oder auch: mein Hund hat Leishmaniose

Die letzte Zeit ist es hier sehr ruhig geworden. Das hatte einen einfachen Grund: der Autor meines Lebens hat gerade eine sehr kreative Phase und haut mir eine Hiobsbotschaft nach der anderen um die Ohren. Die Nachricht, die mich zur Zeit am meisten auf Trapp hält, ist Minas Diagnose.

Kurz nach unserem Schwedenurlaub wurde sie immer schlapper. Sie lag viel rum und schlief überdurchschnittlich viel. Essen fand sie auch nicht mehr so richtig spannend und nahm dementsprechend ab. An ihr ist ja eh nie so viel dran, aber nach und nach verschwanden auch die letzten kleinen Fettschichten. Anfangs schob ich es aufs Wetter, auf die Rückkehr aus dem Urlaub (sie hängt sehr an meinem Freund und wir wohnen ja nicht zusammen, sodass ich eine Art Trennungsschmerz vermutete) oder auf einfach eine Magenverstimmung. Aber als die Symptome nicht besser wurden und sie immer mehr zu einem Schatten ihrer selbst wurde, ging ich mit ihr zum Tierarzt. Mein Mutterherz war mehr als besorgt...

Dieser tastete sie ab und erschreckte sich wegen einer extrem vergrößerten Milz. Zum Glück ergab der Ultraschall, dass es schonmal keine Tumore o.ä. waren. Die Lymphknoten am ganzen Körper waren geschwollen und sie hatte zu dem Zeitpunkt 1 kg abgenommen. Bei einem Startgewicht von 9,5 kg ist das nicht mehr witzig. Das Blutbild ergab ein diffuses, aber kein hoffnungsfrohes Bild. Als nächstes ließen wir die Mittelmeerkrankheiten im Blut überprüfen. Als ehemaliger Straßenhund lag das nun leider nahe...

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Mina Hund Straßenhund ehemaliger Mittelmeerkrankheit Leishmaniose
Hier ein Bild aus dem Schwedenurlaub.

Der Anruf kam am nächsten Tag: Mina ist Leishmaniose-positiv. Das ist eine Krankheit mit einer Inkubationszeit von 7 Jahren und sie ist nicht heilbar, aber behandelbar. Wenn sie früh genug erkannt wird. Leider war ihr Titer (der Antikörperwert) schon sehr hoch und auch die anderen Werte sahen nicht gut aus. Mein Tierarzt machte sich große Sorgen und schickte mich direkt weiter zur Tierklinik, die die entsprechenden Medikamente vorrätig hatten. Auch dort war man erschrocken über die schlechten Blutwerte und ihren Zustand. Von hier bekam ich Milteforan mit, das sie nun für 30 Tage bekommt und das die die Parasiten dezimieren soll. Außerdem Allopurinol, das im menschlichen Bereich gegen Gicht eingesetzt wird und hier beim Hund die Vermehrung der Leishmaniose eindämmt. Und um den Magen-Darm-Bereich zu schützen gaben sie mir noch Hartkapseln mit.

Am kommenden Tag bekam ich dann den nächsten Anruf vom Tierarzt, weil die restlichen Blutwerte da waren. Der Babesiose-Wert (ebenfalls eine, äh, wunderschöne Krankheit) sei auch sehr hoch. Aber die Behandlung wäre nicht ohne und er würde gern warten, bis Mina sich etwas stabilisiert hätte. Ihr Zustand wäre ja eh schon kritisch genug.

Ihr seht, nun hatte ich ordentlich viel Medikamente für ein Häuflein von Hund. Da begann die Suche im Internet nach näheren Informationen über die Krankheit. Schnell wurde mir klar, dass sie dringend eine purinarme Ernährung braucht. Kurzgesagt: Leishmaniose ernährt sich von Purin und Purin kommt in fast jedem Nahrungsmittel in unterschiedlichen Konzentrationen vor. Außerdem bewirkt das Allopurinol, dass die Enzyme, die sonst das im Körper vorkommende Purin in Harnsäure umwandeln um es so wieder auszuscheiden, weniger arbeiten.

Nun wäre es ja ein leichtes, wenn ich einfach die Hundefutterdosen-Sorte ändern könnte. Ist es aber nicht. Die gibt es nämlich kaum purinarm. Weil fast jedes Hundefutter mit Innereien versetzt ist, ist der Puringehalt sehr hoch. Haut in egal welcher Variante fällt übrigens auch weg.

In meinem ersten Eifer stürmte ich einen Barf-Shop (barf = biologisch artgerechte Rohfütterung), weil ich gelesen hatte, dass barfen helfen kann, wenn man sich die Fleischbestandteile selbst zusammen stellt und die Innereien halt weg lässt. Nun bin ich dabei an einen "Experten" geraten, der mir alles möglich empfahl und mir sogar Pferdefleisch verkaufte, weil ihr das auf jeden Fall schmecken und auch helfen würde. Nun hatte ich im letzten Jahr schon mal einen Barf-Versuch gestartet und wusste, dass Mina rohes Fleisch jetzt nicht sooo witzig findet. Laut dem Inhaber des Shops müsste ich sie halt 3 Tage hungern lassen, dann würde sie es irgendwann fressen. Nö. Nicht bei einem Hund, wo mir der Tierarzt nicht sagen konnte, ob sie überlebt und nicht, wo sie gerade 1 kg abgenommen hatte. Ich habe trotzdem probiert, ihr das rohe Fleisch schmackhaft zu machen. Ohne Erfolg.

Um ihr genügend Nährstoffe zu zu führen, braucht sie zwar weiterhin Fleisch, aber der Fleischanteil muss gesenkt werden, weil Fleisch immer viel Purin enthält, auch wenn z. B. Pferd extrem viel hat und Rind, Huhn, Lamm etc. ok. sind. Das Fleisch koche ich ihr nun zusammen mit einem hohen Anteil Gemüse und etwas Obst. Das aber beides bitte Oxalsäure-arm, weil es sonst zu belastend ist. Und dazu noch etwas Reis oder Nudeln. Die Hartkapseln zum Magen-Darm-Schutz könnte ich weglassen, wenn Mina Haferschleim isst. Tja, tut sie aber nicht...

(Das übriggebliebene Barf-Fleisch hatte ich übrigens gekocht um es ihr so zumindest noch zu verfüttern. Schlechte Idee, wie ich hinterher erfuhr. Einige Hersteller packen Knochenteile mit unter das Fleisch und wenn die gekocht werden, kann das zu ganz neuen Problemen im Hund führen.)

Im Internet gibt es extra Purin- und auch Oxalsäure-Tabellen, die mir weitergeholfen haben. Außerdem bin ich auf das Leishmaniose-Forum gestoßen, wo man mir viele hilfreiche Tipps mit an die Hand gab/gibt!

Seitdem experimentiere ich herum, was sie frisst und was nicht. Sie ist da leider etwas schwierig...
 
Nun sind wir letzte Woche nochmal beim Tierarzt gewesen, weil sie eine Wunde am Auge hat, die ständig wieder anfing zu bluten und sie damit teilweise aussah wie ein Halloween-Hund. Diese Woche waren wir nochmal da, um die Medikamentation anzupassen (in der Tierklinik hatte man mir eine zu geringe Höhe gesagt). Außerdem haben wir nochmal Blut abgenommen. Am nächsten Tag kam der Anruf: die Blutwerte sind schon wieder abgesackt. Die Babesiose muss nun wirklich dringend behandelt werden, auch wenn ihr die Behandlung zusetzen wird. Ich habe sie mir dann direkt geschnappt und wir sind zu einem Tierarzt hier in der Nähe gefahren, der das Mittel da hatte. Die Spritze ist leider beim Spritzen sehr schmerzhaft und am kommenden Tag bekommt der Hund durch das Mittel wiederum Schmerzen. Super. In zwei Wochen braucht sie übrigens die zweite Spritze. Und nun hat sie auch noch Flöhe, die sie noch nie hatte, seit sie bei mir ist. Dagegen bekommt sie nun auch noch ein Mittel.

Je weiter ich mich mit der Leishmaniose beschäftige, um so mehr fügen sich einzelne Mosaiksteine zusammen. Das Humpeln im Frühling war wahrscheinlich das erste augenscheinliche Symptom. Dann die neuerdings rissigen Ballen, die seit dem Urlaub brüchigen Krallen. Die Wunde am Auge, die nicht verheilen will. Schuppige Hautstellen. Seit diesem Sommer verträgt sie warme Temperaturen nicht mehr gut und sie hechelt hin und wieder echt viel.

Zum Glück merke ich allmählich, dass Mina etwas fitter wird. (Ob eines der Medikamente sie hochputscht? Keine Ahnung...) Sie mag auch wieder kuscheln und auf Hunderunden läuft sie endlich wieder vor und nicht nur hinter mir. Ihr sonst sehr aktiven Ohren, die in letzter Zeit nur noch schlapp nach unten hingen, sind mehr in Bewegung und heben sich sogar etwas an. Die Nächte sind leider noch sehr unruhig. Manchmal muss sie mitten in der Nacht raus und ein dringendes Geschäft erledigen. Oder sie rennt unruhig in der Wohnung umher. Die etwas kühleren Temperaturen draußen tun ihr gut. Gerade in den Abendstunden geht es ihr wesentlich besser, als tagsüber. Aber von der alten Mina ist sie noch weit entfernt...

Der Tierarzt hat noch keine Entwarnung gegeben. Und ich mache mir große und viele Sorgen, auch wenn ich ihr gegenüber versuche mir diese nicht anmerken zu lassen. Dafür ist sie zu feinfühlig und ich möchte ihr nicht die eigene Hoffnung nehmen.

Drückt Mina bitte die Daumen, dass sie bald über den Berg ist und die Krankheit nicht gewinnt!


(Wenn das hier jemand liest, der sich näher mit Leishmaniose auskennt und sich über meine teilweise laienhaften Formulierungen wundert: für mich ist das Thema noch neu und ich gebe es hier so weiter, wie ich es bisher verstanden habe.)



Mein Weg zu einem achtsamen Leben und was mein Leben davon hält

Seit ich vor 3 Jahren die Diagnose "mittelschwere bis schwere Depression" bekam, ist viel Wasser den Dortmund-Ems-Kanal hinuntergeflossen. Während ich bis dahin dachte, ich stände halbwegs mit mir und meinem Leben im Reinen, zeigte mein Körper mir sehr deutlich, dass dem nicht so ist.


Ein Teil des Weges aus dem Tief heraus war meine Suche nach Achtsamkeit und Entschleunigung. Auch wenn diese Worte einige Zeit in vielen Blogs hoch und runter gekaut wurden als wenn es einfach Mode-Wörter wären, waren sie für mich sehr wichtig. Nur wenn ich genau in mich hinein höre, bemerke ich, was ich gerade brauche und wie ich mir gutes tun kann. Sobald ich diese Achtsamkeit verliere, verliere ich auch den Kontakt zu mir und meinen Gefühlen bzw. rutsche richtig schnell in das nächste Tief hinein. Nach und nach blende ich unbewusst alle Emotionen aus, auch die positiven, und reagiere nur noch auf das was gerade geschieht, anstatt bewusst einmal tief durchzuatmen und zu schauen, wie ich zwar weitermachen, mich dabei aber nicht aus den Augen verlieren kann.



Mein früherer Therapeut hat mir ganz zu Anfang eine kleine Hilfestellung mit auf den Weg gegeben, um überhaupt ein Gefühl für meine Stimmungen, Emotionen und Körpersignale zu bekommen. Er hatte eine handvoll kleiner Steine auf seinem Tisch liegen, von dem ich mir einen aussuchen sollte. Den nahm ich mit nach Hause und legte ihn so, dass ich ihn auf jeden Fall mehrmals am Tag automatisch anschauen musste. Sobald mein Blick darauf fiel, horchte ich ihn mich hinein. Wie geht es mir gerade? Was fühle ich? Welche Emotionen oder auch Ängste sind gerade aktiv? Das völlig wertfrei und ohne lange zu überlegen. Einfach kurz in mich hineinhören und weiter machen, mit dem was ich gerade tat. Damit gewann ich ein erstes Gefühl für meine innere Stimme und auch für meinen Körper.

Ich habe vor zwei Jahren ein paar Texte zum Entschleunigen geschrieben. Erinnert ihr euch an meine Urlaubswoche, wo ich erst durch das Kreuzviertel geschlendert bin und dann mit meiner Familie über Pfingsten am Rhein gezeltet habe? Im Herbst war ich dann für ein Wochenende am Sorpesee. Im Winter hatte ich die "Chillen-mit-Mina"-Reihe gestartet um endlich mal chillen zu lernen.


Mein Leben oder auch ich mache es mir nicht leicht, die Achtsamkeit dauerhaft in meinen Alltag zu integrieren. Obwohl ich schon ein paar Jahre am Ball bin, bin ich noch lange nicht am Ziel angelangt. Ich brauche viele kleine Schritte um ein entschleunigtes Bewusstsein zu entwickeln um damit den selbstgemachten Stress rechtzeitig zu erkennen und mich dann bewusst dagegen zu entscheiden. Doch so alte Verhaltensmuster sind nun mal jahrelang, wenn nicht ein lebenlang erlernt und damit ein Teil meines Charakters. So gab es in den letzten Jahren immer wieder Rückschritte und ich geriet ins Stolpern. Das tat ich besonders gern dann, wenn Schicksalsschläge auf mich einprasselten und ich die vermeintliche Kontrolle über mein Leben bzw. meine Pläne verlor.

Und davon gab es einige. Da viele davon sehr privater Natur sind, habe ich sie hier auf dem Blog wenn überhaupt nur ansatzweise erwähnt. Mein früherer Therapeut sagte damals mal zu mir, dass es verschiedene Arten von Leben gibt. Einige Menschen führen ein fast langweiliges Leben, wo kaum etwas passiert. Und dann gibt es Menschen, wie mich, die in etlichen Lebensphasen einfach schon froh sein können, wenn mal ein oder zwei Wochen, manchmal auch Monate nichts schlimmeres passiert. Das fiel mir damals schwer zu akzeptieren. Aber meine Erfahrungen gaben ihm recht. Nur ist es an mir, einen achtsamen Weg durch mein Leben zu finden, auf dem ich mich selbst nicht aus den Augen verliere und nicht wieder in das Hamsterrad der alten Verhaltensmuster hineingerate.



Am Freitag berichtete ich davon, wie schwer Mina erkrankt ist. Das hat mich die letzten Wochen viel Kraft gekostet und wird die nächsten Wochen auch noch so bleiben. Hinzu kamen immer neue Tiefschläge aus allen möglichen Bereichen. Und schwups, was mach ich? Ich reagiere, wie ich es gelernt habe. Die Entschleunigung des Schwedenurlaubs war schneller weg, als ich schauen konnte und ich verlor mal wieder den Blick für mich selbst. Einen großen Anteil daran trug die Tatsache, dass ich durch die kranke Mina stark an meine Wohnung gebunden war und wir nur noch sehr kurze Hunderunden machen konnten. Die Entspannung in der Natur, die ich sonst regelmäßig gesucht und gefunden habe, war für mich für mehrere Wochen ausgeschlossen, weil die Krankheit Mina so schlapp machte.

All die schönen Dinge, die das Leben lebenswert machen, rückten bei mir in den Hintergrund und ich fokussierte mich auf die vermeintlich wichtigeren Dinge, um die ich mich kümmern, sorgen und durchdenken musste. Doch Freitag Morgen merkte ich, dass das so nicht mehr lange weitergehen würde und ich dringendeine meiner Auszeiten brauche. Die unruhigen Nächte hatten das ihrige getan und so legte ich mich Freitag Nachmittag völlig erschöpft für mehrere Stunden schlafen. Das Bloggen am Freitag Abend tat sehr gut, weil ich einen Teilbereich der Dinge in Worte fasste, die mich die letzte Zeit so enorm belastet hatten.


Gestern Morgen beschloss ich deshalb dringend mal wieder aufs Wasser starren zu müssen. Das kannte ich aus der Vergangenheit schon: aufs Wasser starren tut so gut! Und so habe ich Morgens nur kurz gefrühstückt, mir einen kleinen Salat zurecht gemacht und war in der Nähe von Mengede am Kanal. Dort saßen Mina und ich und starrten lange auf den Kanal. (Dort sind übrigens auch die Fotos entstanden.)

Und das tat so gut!

Einfach mal die Sorgen loslassen. Den Autor meines Lebens mit seiner Vorliebe für Katastrophen für eine Weile mal nicht beachten. Bewusst atmen. Die Spiegelungen im Wasser und die Leichtigkeit der Vögel betrachten. Die Gedanken der selben Fließbewegung hingeben, die das Wasser vor mir hat.

Mein Leben kann noch so viele Überraschungen negativer Natur bereit halten, trotzdem ist es meine Aufgabe für einen bewussten Ausgleich zu sorgen und mich davon nicht überschwemmen zu lassen. Und hierbei ist es wichtig, dass ich mir regelmäßig Zeit für etwas Schönes "gönne". Hört sich bescheuert an, aber ich verzichte automatisch auf etwas Schönes, wenn um mich herum kein Anlass dazu gegeben scheint. Ja, immer noch, selbst nach 3 Jahren bewusstem Achten auf Achtsamkeit. Gelernt ist halt gelernt ;-) Nun übe ich weiter daran, mir ein neues Verhaltensmuster für solche Zeiten anzueignen, wo es mal nicht sooo doll läuft. Und während ich mich gerade noch durch ältere Blogposts geklickt habe, bin ich über diese 10 Kleinigkeiten gestolpert, die mich glücklich machen. Manchmal schreibe ich echt weise Dinge auf und manchmal beherzige ich sie sogar dann, wenn ich sie am dringensten brauche :-) So wie jetzt!


In diesem Sinne: verliert euren Weg nicht aus den Augen, auch wenn es mal ein paar Schritte rückwärts geht. Alte Verhaltensmuster wahrnehmen und durch neue, gesündere ersetzen, ist ein langer Prozess und der Weg macht hierbei manchmal Umwege... Man darf nur den Mut nicht verlieren!

Es wird mal wieder Zeit zum Nähen: eine U-Heft-Hülle als Geschenk

Wisst ihr noch, vor einem Jahr? Da habe ich eine Freundin mit ihrem Freund zusammen und dreiminütigen Wehen ins Krankenhaus gebracht. Ja, ein Jahr ist das schon her und die Kleine, die damals geboren wurde, hat bereits die ersten freien Schritte hinter sich und ein paar Zähnchen im Mund. Seufz, wie die Zeit verfliegt!

(Damals hatte ich ihr übrigens zur Geburt eine selbstgenähte Krabbeldecke geschenkt, die sowohl bei den Eltern, als auch bei der Kleinen super ankam!)

Nun ist bereits ihr erster Geburtstag :-)

Weil ich da zwar gerne etwas schenken wollte, das aber auch irgendwie "sinnvoll" sein sollte, habe ich mich vorher bei der Mutter (sprich: meiner Freundin) erkundigt, was sie denn gebrauchen könne. Und da kam sie nach ein paar Sekunden des Nachdenkens auf eine noch fehlende U-Heft-Hülle.




So begann meine Suche nach einer entsprechenden Anleitung im großen weiten Internet, da ich selbst bisher kein U-Heft in Händen gehalten habe. Zwischen all den vielen verschiedenen fand ich bei Käthe von Nähte von Käthe eine recht hilfreiche Anleitung, anhand der ich mich orientiert habe. Diese U-Heft-Hülle hat innen sogar ein kleines Einschubfach für die Krankenversicherungskarte!



Als Stoffe habe ich wieder welche aus meinem Fundus verwendet. Wie auch schon bei den anderen Babyprojekten waren es Stoffe von meiner Oma, Uroma, Urgroßtante (von wem genau welcher Stoff stammt, weiß ich nicht mehr) und von mir selbst aus früheren Nähprojekten.

Um die Hülle noch zu Personalisieren habe ich den Namen der Kleinen auf einen Stoff gestickt, den ich wiederum per Hand auf den Hauptstoff genäht habe. 



Das Aufwendigste an der U-Heft-Hülle war übrigens das Zuschneiden, das mir generell nicht so liegt. Ich näh lieber ;-) Das Nähen inkl. dem Bügeln der Nähte ging ziemlich flüssig von der Hand!

Nun wünsch ich der Kleinen viel Spaß bei den zukünftigen U-Untersuchungen und dem ab sofort schick eingepackten Heft :-)


Braucht ihr vielleicht selbst noch eine Geschenkidee für (werdende) Eltern bzw. deren Kinder? Dann schaut euch mal diese vier Blogposts an:



Abschalten und Luftholen in Zandvoort

Nach den letzten Wochen mit den Hochs und Tiefs und Realisierens wurde es Zeit für ein Wochenende ohne Alltag. Ein paar Tage mit viel frischer Luft, genügend Ruhephasen für Mina und einem hübschen Ortswechsel mit leckerem Essen für uns Menschen. Da das wirklich sehr spontan war, war unsere erste Idee an die Mosel zu fahren relativ schnell hinfällig. Dort gab es keine freie Ferienwohnung mehr, die uns angesprochen hat, in einem Ort mit einer Straußwirtschaft liegt und für Hunde freigegeben ist.

So buchten mein Freund und ich kurzerhand eine kleine Ferienwohnung in Zandvoort für das erste Oktoberwochenende, das ja dank Feiertag mal eben drei Tage lang war.




Freitag nach Feierabend luden wir ein paar Dinge ins Auto und fuhren los Richtung Meer. Leider waren mehrere Leute auf die Idee gekommen in die Richtung zu fahren und so kamen wir erst einige Zeit nach Sonnenuntergang an. (Durch die Campingurlaube mit Auto liebt Mina das Autofahren: sie legt sich auf ihre Decke auf der Rückbank und pennt ein.) Der erste Weg nach Bezug der echt kompakten, aber sehr praktisch eingerichteten Ferienwohnung führte natürlich ans Meer. Leider waren alle Fischbuden schon zu und so bestand unser Abendessen nach einem heftigen Regenschauer aus zwei Pizzen.




Am Samstag war das Wetter schon bedeutend besser und lud zum Drachensteigen ein. Einer von uns beiden Menschen hatte sehr viel Spaß mit seinem "einfachen" Drachen. Der andere von uns hatte einen Lenkdrachen, der partout nicht in die Luft wollte und irgendwann wütend in seine Verpackung zurück gestopft wurde. Ein weiterer Lenkdrachen wurde ausgepackt, aber die Schnüre waren so verheddert, dass er schließlich in eine Mülltonne gepfeffert wurde. Ratet kurz, wer Spaß beim Drachensteigen hatte: mein Freund oder ich? :-)



Sonntag regnete es ab nachmittags durchgehend. Die Ferienwohnung hatte aber eine Fensterfront über die komplette Wohnzimmerbreite, die raus auf die dazugehörende Terrasse ging, und so stellten wir zwei Stühle dorthin und beobachteten das Himmelsschauspiel. Abends auf der Hunderunde war das Meer richtig aufgewühlt. Das Licht war zwiegespalten, das Meer brach mit Getöse gegen das Land und die Schaumberge fegten über den aufgewühlten Strand. Leider hatte ich meine Kamera nicht dabei und so müsst ihr hier kurz eure Fantasie bemühen. Es war ein sehr faszinierendes Naturschauspiel, das einige Menschen ans Meer lockte.




Leider ging es Mina zeitweise sehr schlecht. Sie hat letzten Mittwoch ihre zweite Spritze gegen die Babesiose bekommen und diese quälte sie wieder sehr, obwohl es am Donnerstag und Freitag erst besser aussah. Aber der immer weitere Gewichtsverlust und der mittlerweile komplette Appetitmangel ließen nichts gutes Verheißen und meine Hoffnung auf eine Besserung ihres Zustandes schwanden. Zum Glück sah die Welt am Sonntag schon wieder etwas besser aus: sie frühstückte eine Kleinigkeit und behielt das Essen sogar bei sich. Auch war sie da viel fitter und ihr Augenausdruck war richtig klar. Seitdem frisst sie zum Glück wieder mehr, wenn auch immer noch sehr wenig.



Die kurze Zeit des Rauskommens tat sehr gut, auch wenn sie weiterhin von Sorgen um Mina untermalt war. Die Momente, wo sie unbeschwert über den Sand fetzte und mit anderen Hunden spielte, erfreuten sowohl unser, als auch ihr Herz! Wie gut, dass das Meer so nah ist und man schon nach drei Stunden am Strand stehen und tief Meeresluft einatmen kann, während der frische Wind durch die Haare und die Gedanken pustet.  



Und nun gehe ich auf gesunde Diät. Nach drei Tagen mit viel Frittiertem (schließlich waren wir in Holland und so gab es einige fettige Portionen Fisch, Fischmix und Pommes-Spezial) und auch ein paar Schüsseln verschiedene Sorten Vla mit Schokostreuseln steht mir gerade der Sinn nach viel frischem Essen :-) 

Hallo Herbst, ich freu mich auf dich

Nachdem es vor ein paar Tagen noch richtig warmes Tshirt-Wetter gab, hat nun endgültig der Herbst Einzug gehalten. Der Abschied vom Sommer fällt mir wie jedes Jahr nicht leicht. Das Verabschieden von den langen Tagen, den warmen Sonnenstrahlen, den grünen Wiesen und bunten Blumen. Doch wie jedes Jahr freue ich mich zu einem Teil auch auf den Herbst!


Spätestens seit ich Montagabend etwa 19 kg Kürbis beim Hof Klöcker gekauft habe, bin ich im Herbstmodus angekommen. Nur der erste kalten Morgen von heute Früh, darauf war ich noch nicht gefasst ;-)

Ich freu mich sehr auf und über den Herbst! Ganz besonders auf bunt-raschelndes Herbstlaub, neblige Morgende, lange Hunderunden in klarer Luft, dicke Tücher um den Hals, Leseabende mit Kuscheldecke auf dem Sofa, eine fitter-werdende Mina, weniger schmerzhafte Zahnarztbesuche für mich (heute wurde die Wurzelfüllung gemacht, nachdem die Wurzel in der letzten Zeit ziemlich rumzickte), heißen Tee mit sichtbaren Dampfschwaden, Maronenessen, evtl. Kürbisnägel und geschnitzte Kürbisse, die aufgestapelten Kürbisse auf meinem Küchentisch auf ihre Farbigkeit hin bewundern, einige Kürbisgerichte zubereiten, Äpfeleinkochen, zum Trocknen aufgehängte (Wild-)Kräuter als Tee abfüllen, Kerzenschein in der ganzen Wohnung, endlich den Schweden-Urlaub weiter verbloggen, heiße Badewannen-Lese-Runden, ein Strickprojekt von vor zwei Jahren beenden, einige Weihnachtsgeschenkideen anfangen umzusetzen, eine aufkeimende Idee auf Realitätssinnhaftigkeit prüfen, mir mein erstes Mountainbike kaufen und darauf mountainbiken lernen undsoweiterundsofort!

 

Und als allererstes freue ich mich in der kommenden Woche auf zauberhaften Besuch aus der Schweiz, wo ich Alizeti endlich mal von Angesicht zu Angesicht begrüßen kann, nachdem wir uns in den letzten Jahren bisher nur online kennengelernt haben!

Herbst! Du kannst kommen und bleiben! Ich bin bereit :-) 


Erdnusskürbis-Spalten aus dem Backofen

Meine Kürbisliebe ist entfacht! So wie jedes Jahr um diese Zeit :-) Allerdings dauerte es etwas, bis ich vor einigen Jahren Kürbisse entdeckte :-) Ich war da ziemlich spät dran. Während die halbe Menschheit Kürbisse kannte und mochte (oder auch nicht), waren sie mir lange Zeit ziemlich egal gewesen. Irgendwann kam aber die Erleuchtung und seitdem LIEBE ich Kürbisse. Am allerliebsten die verrücktesten Sorten, die man im Supermarkt nicht bekommt. Bei den Bauern-/Kürbishöfen hier in der Umgebung werden bis zu 100 verschiedene Sorten angeboten (so zumindest deren eigene Werbung) und so entdecke ich immer wieder mir noch völlig unbekannte Sorten!

Dieses Jahr ist mir zum Beispiel der Erdnusskürbis in die Arme gelaufen. Der ist rundherum mit  Auswüchsen übersät, die wie Erdnüsse aussehen und erreicht ein ordentliches Gewicht.


In den weiten des Internetes fand ich kein vernünftiges Rezept zu dem dicken Exemplar. Und so entschied ich mich, einfach mal Ofenspalten auszuprobieren und dazu einen bunten Salat anzurichten. Das klappte sehr gut, nur mit dem Würzen war ich etwas sparsam. Der Erdnusskürbis kann ordentlich Salz und Pfeffer vertragen!




Ofen-Erdnusskürbis mit gemischtem Salat

Zutaten: 
  • Erdnusskürbis
  • Olivenöl
  • 1 - 2 Zitronen
  • Salz 
  • Pfeffer
  • 2 - 4 Hände voll Feldsalat
  • 1 Zwiebel
  • 1 Apfel
  • Buchweizenkörner
  • 1 Paket Feta
  • Balsamicoessig
  • Currypulver

Zubereitung: 

Den Kürbis schälen (am besten mit einem wellenschliffigen Brotmesser und etwas Kraft), halbieren und Kerne entfernen. In etwa 1 - 2 cm dicke Spalten schneiden und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. 


Die Zitronen auspressen und zu gleichem Anteil Olivenöl beifügen. Mit Salz und Pfeffer zu einer Marinade verrühren. Damit die Kürbisspalten bestreichen.

Bei 180 Grad für etwa 30 min. in den Ofen schieben.

Den Feldsalat waschen. Die Zwiebel schälen und kleinwürfeln. Ebenso den Apfel. In einer Schüssel oder auf Tellern mit dem Buchweizen und dem zerbröckelten Fetakäse anrichten. Aus Olivenöl, Balsamicoessig, Salz, Pfeffer, Curry ein Dressing anrühren und über dem Salat verteilen.

Zusammen mit den Kürbisspalten servieren :-)


Fertig!



Braucht ihr noch ein paar Rezeptideen für Kürbisse?
Bei den älteren Rezepten achtet bitte nicht zu sehr auf die Fotos. Die finde ich rückblickend selbst nicht mehr sooo doll ;-) Aber die Rezepte schmecken und das ist ja die Hauptsache!

    Mein erstes Mal: Äpfel einkochen (und dann direkt mit selbstgepflückten Äpfeln!)

    Bei meinem Freund im Garten steht ein Apfelbaum, der einige Äpfel trägt. Auch wenn die meisten nicht sonderlich groß sind, schmecken sie echt lecker im Müsli. Zum so auf die Hand essen sind sie mir zu sauer. Da ich aber immer im Herbst von meinem Frühstücksbrot auf Müsli und Brei wechsel, kommen mir die Berge an Äpfeln gerade recht :-)


    Am Wochenende habe ich deshalb fleißig geerntet. Rezeptideen hatte ich direkt im Kopf und so bin ich Anfang der Woche für etwa drei Stunden in der Küche verschwunden und habe Äpfel geschält, entkernt und gekocht. (Bei der kleinen Größe der Äpfel war das Schälen echt die meiste Arbeit...)


    Leider besitze ich keine "richtigen" Einmachgläser und so habe ich von allen möglichen Leuten leere Schraubgläser gesammelt, die sonst im Altglas gelandet wären. Ein Hoch auf Upcycling! Bei dem ein oder anderen Schraubglas bin ich mir nur nicht sicher, ob es wirklich dauerhaft dicht abschließt. Aber das wird dann die Zeit zeigen und die, wo ich mir unsicher bin, werde ich einfach als erstes aufessen :-)


    Ich habe in insgesamt 2 Töpfen parallel gekocht und gleichzeitig geschält und geschnitten.

    (Für alle, die noch nie eingekocht haben, so wie ich, folgt hier ein Tipp meiner Oma: die Gläser kurz vor dem Befüllen mit warmen bis heißem Wasser ausspülen, damit sie nicht zerspringen, wenn die Einkochmasse reinkommt! Nach dem Befüllen die Gläser zuschrauben und direkt auf den Kopf stellen, damit sich das Vakuum besser bildet. Oder so. Ich habe versucht im Internet eine Antwort dafür zu finden und bin nur auf unzählige Meinungen dazu gestoßen, ob es heutzutage noch notwendig ist, die Gläser auf den Kopf zu stellen und wenn ja, für 10 Minuten oder für länger. Da gibts so viele Meinungen, wie es Kommentatoren gibt... Ich habe meine Gläser auf den Kopf gestellt. Hat meine Oma schließlich auch schon so gemacht!)


    Doch einfach nur Äpfel mit etwas Wasser weichkochen und Zucker dazu geben, wäre nun zu einfach. Deshalb habe ich pro Topfportion noch verschiedene Zutaten hinzugefügt:
    • brauner Zucker
    • Vanillestange
    • Zimt
    • Ingwer
    • Kurkuma und Pfeffer
    • Minze 
    • Amaretto

    Joa, die Teelöffel, die ich immer direkt aus dem Topf probiert habe, waren echt schon richtig lecker :-) Nun ziehen die Zutaten nach dem Einkochen im Glas ja noch weiter nach. Deshalb bin ich gespannt, wie intensiv die einzelnen Portionen in den nächsten Wochen schmecken werden, wenn sie bei mir im Müsli landen!



    Die ganze Prozedur mag dem ein oder anderen jetzt ziemlich zeitaufwendig erscheinen. Erst das Pflücken, dann das Schälen, Entkernen, Einkochen, Abfüllen und Beschriften. Von dem ganzen Spülkram mal abgesehen, wenn man keine Spülmaschine besitzt (meine nächste Küche wird eine Spülmaschine bekommen!). Aber, ganz ehrlich?! Auch wenn ich für recht kleines Geld Apfelkompott oder frische Äpfel im Supermarkt kaufen kann, war es mir die Mühe mehr als wert!



    Das Pflücken im Tau feuchten Gras. Unter mir die herbstlich riechenden Falläpfel, die nicht mehr zu gebrauchen waren. Über mir die frischen Äpfel, die an den knorrigen Ästen baumelten, umgeben von buntem Herbstlaub. Mina, die um mich herum rannte, und die Zeit im Garten genoß und alles ausgiebigst beschnüffelte. Der Apfelberg in meiner Tasche, der immer größer wurde, bis schließlich die Tasche voll war. Das meditative Zubereiten des Apfelkompotts mit den verschiedenen Zutaten, die alle verschiedene Gerüche verströmten und beim Abschmecken verschiedene Nuancen auf der Zunge hinterließen. Die Verwunderung über die vielfältigen Farben, die die unterschiedlichen Zutaten in die Apfelmassen hineingezauberten hatten. Die heißen, fertig befüllten Schraubgläser, die ich auf den Kopf stellte und wartete bis sie abgekühlt waren um sie wieder richtig herum zu stellen und mit handgeschriebenen Aufklebern zu beschriften. Die Vorfreude auf die kommenden Wochen mit leckerem Frühstücksmüsli und selbsteingekochten Äpfeln darin.


    Das alles erfüllt mich mit herbstlicher Freude. Und auch mit Dankbarkeit, dass ich diese Äpfel verwenden konnte. Lange Zeit war mir als Stadtkind die Chance verwehrt, selber Äpfel zu pflücken, und ich genieße es deshalb umso mehr: das Pflücken, das Verarbeiten und das Verspeisen!


    Wie ist das bei euch? Habt ihr auch schon mal selbst Äpfel oder auch anderes Obst eingekocht? Habt ihr eine Geheimzutat oder ein Lieblingsrezept? Schreibt es mir sehr gern in die Kommentare rein :-) Ich habe noch 1/3 der Äpfelmenge übrig und bin offen für neue Anregungen! Bisher schwirrt mir ein Chutney im Kopf herum :-)

    Über ein Katzenleben, Andeutungen eines menschlichen Elends und mein Problem mit der Hilflosigkeit

    Auf der heutigen Feierabend-Hunderunde habe ich eine Katze gerettet. Das klingt krasser, als es eigentlich war, und doch beschäftigt es mich sehr.

    Mina und ich liefen hier in der Umgebung einen Fußweg entlang. Dort ist zu dieser Uhrzeit viel los an Fußgängern, Radlern und Moped-/Rollerfahrern, die alle heimwärts wollen.

    Als wir schon ein Stück gegangen waren, kam uns eine Katze entgegen. Die Frau ein paar Meter vor uns geriet in Panik und wollte sie vom Weg verscheuchen. Sie sprach kein Deutsch, deshalb habe ich nicht verstanden, was sie sagte. Doch als die Katze zielstrebig auf Mina und mich zurannte und die Frau links liegen ließ, ging sie erleichtert weiter.

    Je näher die Katze kam, umso mehr wurde ihr schlechter Zustand sichtbar. Abgemagert bis auf die Knochen, struppiges Fell. Der Schwanz verfilzt, verdreckt und augenscheinlich entzündet. Die Augen starrten mich an und ihr hungriges Miauen war herzzerreißend. Immer wieder umkreiste sie mich und versuchte vorsichtig zu Mina zu kommen, die sie zwar neugierig musterte, von mir aber auf Abstand gehalten wurde. Zitternd kauerte sich die Katze etwa 2 Meter von uns entfernt auf den Weg, schaute mir sehr tief in die Augen und miaute kläglichst.

    So, was macht man nun?

    Frauke ruft die Polizei, weil sie das hilflose Geschöpf nicht einfach seinem Schicksal überlassen möchte. Wer weiß, wo sie herkommt. Vielleicht ist sie jemandem entlaufen und findet den Heimweg nicht mehr, während der Besitzer bangenden Herzens daheim auf sie wartet. Oder sie wurde ausgesetzt. Oder oder oder. Dieses zutrauliche Verhalten, was sie mir gegenüber zeigte, deutete für mich auf eine eigentlich liebevolle Herkunft hin.

    Die Polizistin unter der 110 war zwar nicht zuständig, rief netterweise aber den Tierschutz an. Allerdings sollte ich die Katze "festhalten" (äh?) oder einen Karton drüber werfen, weil der Tierschutz erst in einiger Zeit eintreffen würde und nicht raus kommt, wenn die Katze nicht gesichert ist. Nun gut. Anfassen fiel für mich flach, dafür sah die Katze zu krank aus. Einen Karton hatte ich nicht dabei und keiner der vorbeikommenden Fußgänger besaß einen oder hätte einen in wenigen Minuten griffbereit gehabt.

    Und so sah ich einfach weiter zu, wie die Katze uns abwechselnd umkreiste und sich dann immer wieder hinsetzte und mich hilferufend anmiaute. Als der Tierschutz bei mir anrief, waren zwar erst ein paar Minuten vergangen, aber bis ein Fahrer bei mir wäre, würde es etwas 30 - 60 Minuten dauern. Puh. Da ich das zerbrechliche Wesen nicht einfach so ruhigen Gewissens weiter laufen lassen konnte, versprach ich, es im Auge zu behalten bis das Auto da wäre.

    Das tat ich dann auch. Sobald sich ein Moped-/Roller-/Fahrradfahrer näherte, lockte ich die Katze an die Seite, wo es dann für einen Moment blieb, um dann doch wieder unruhig um uns herum zu kreisen.

    Irgendwann wurde es ihr zu doof. Da lief sie langsam den Weg weiter, eine Abzweigung des Fußweges hinein und dann einen unauffälligen Pfad in die Büsche entlang. Mina und ich blieben ihr auf den Fersen und sie schaute auch immer wieder, ob wir ihr noch folgten. Nach einigen Metern wurde das Gestrüpp immer dichter. Auf dem Boden lagen alte, verrottende Matratzenreste. Die Katze setzte sich ein Stück tiefer in die Büsche rein und miaute immer weiter. Vor ihr stand eine offene Katzenbox, die mit einem zerrissenen BVB-Handtuch abgedeckt war. Ein Wasserschälchen stand in greifbarer Nähe. Außerdem lagen einige Spritzen verstreut. Scheinbar lebte dort mal jemand auf den Matratzen im Gestrüpp und hielt sich eine Katze. Der Zustand der Matratzen deutete für mich darauf hin, dass der Mensch schon längere Zeit nicht mehr dort geschlafen haben konnte. Vielleicht war die Katze deshalb auch nicht mehr gefüttert worden.

    Doch für weitere Gedanken war vorerst keine Zeit, weil der Mann vom Tierschutz kam. Erst weigerte er sich, mit in die Büsche zu kommen, weil er die Katze dort eh nicht fangen könnte. Doch dann wollte er sie sich zumindest mal ansehen. Die Katze saß weiterhin an der selben Stelle und miaute aus vollem Hals. Doch sie saß so tief im Gebüsch, dass wir nicht an sie dran kamen. Der Mann wollte schon unverrichteter Dinge umkehren, doch ich bat ihn um einen Versuch. Und so kroch ich tiefer in die Büsche und lockte sie mit zuckersüßen Worten in Richtung der Katzenbox, die ja wahrscheinlich ihr zuhause war. Sie kam wirklich, doch sie wollte nicht in die Box. Stattdessen verfing sie sich in zwei Brombeerästen und ihr verfilzter Schwanz blieb dort hängen. So konnte sie zumindest nicht mehr abhauen und der Tierschützer holte einen Kescher aus dem Auto. Während er sie damit auf dem Boden fixierte, löste ich ihren Schwanz von den Brombeerdornen. Das Umpacken in seine Katzenbox war dann zwar nicht sonderlich einfach (die Katze verfing sich mit ihren Krallen in dem Netz vom Kescher), aber ab hier war ich mir sicher, dass es für sie nun bergauf gehen würde. Die hilflose Katze war aus ihrer aussichtslosen Lage gerettet und jetzt in Händen, die sich um sie kümmern würden.

    Der Tierschützer wollte als nächstes mit der Katze zum Tierarzt fahren und danach käme sie vermutlich ins Tierheim. Er versprach, mich anzurufen, sobald er wüsste, was aus ihr wird.

    Seit ich nun zuhause bin, spuckt mir die Katze im Kopf herum. Wie ist ihr Name? Wo kam sie her? Was hat sie bisher erlebt? Was sagt der Tierarzt über ihren Gesundheitszustand? Aber auch: wer lebt(e) dort auf dem Matratzenlager, unter den Büschen, mit den Spritzen? Was ist mit ihr/ihm passiert, dass er zum einen dort lebt und zum anderen: warum kann er sich nicht mehr um seine Katze kümmern? Normalerweise tun gerade Menschen in Not noch so einiges für ihre Tiere.

    Doch der Blick der Katze, diese Hilflosigkeit, die sie versprühte, die beschäftigt mich am meisten. Auch wenn viele Menschen einfach achtlos an ihr vorbei gegangen wären, hätte ich das nicht gekonnt. Wenn ich jemand Hilfloses sehe, egal ob Mensch oder Tier, berührt es mich und ich versuche zu helfen. Für mich halt Hilflosigkeit etwas sehr mächtiges, ja lähmendes. Das Gefühl habe ich lange Zeit selbst erlebt und es hat mich sehr geprägt. Deshalb möchte ich ein anderes Wesen, das in einer Situation ist, wo es ebenfalls hilflos ist, nicht schutzlos alleine lassen, sondern ihm die Hilfe anbieten, die ich mir damals gewünscht hätte. Dafür krieche ich sogar in Büsche, wo Spritzen auf dem Boden verteilt liegen. Auch wenn ich selbst die Katze nicht retten konnte, so konnte ich ihr zumindest die Hilfe holen, die sie gerade brauchte.



    Warum ich das alles gerade so ausführlich aufschreiben? Weil es mich beschäftigt.

    Und weil ich die Hoffnung nicht aufgebe, dass mehr Menschen mit offenen Augen durch die Welt gehen und dort helfen, wo sie Hilfe geben können. Viele Menschen schauen in den Momenten weg, wo genau ihre Hilfe benötigt würde. Sei es von einem kleinen Kind, einer erwachsenen Person oder einem Tier.  Selbst wenn man selber nicht helfen kann, kann man zumindest jemanden einschalten, der Hilfe leisten kann. 

    Was für mich so selbstverständlich ist, ist für einige Menschen nicht vorstellbar. Vielleicht erreiche ich mit meinen heutigen Worten ja einen dieser Leute, der sein Verhalten dann etwas überdenkt.

    Schweden-Urlaubs-Rückblick Teil 4 - der nördlichste Punkt unserer Reise mit dem tollsten Übernachtungsplatz der ganzen Zeit und die Weiterfahrt nach Dalsland

    Während ich mit einer hartnäckigen Erkältung röchelnd auf dem Sofa liege, überkommt mich mal wieder das Fernweh. Die drei Wochen in Schweden liegen nun schon einige Zeit zurück. Viel ist in der Zwischenzeit passiert, sodass die Zeit gerast ist. Und doch ist der Urlaub eigentlich noch ziemlich frisch in meinem Gedächtnis abrufbereit, als wäre er erst einen Monat her.

    Im letzten Rückblick endeten wir in der Nähe von Villingsberg. Am nächsten Morgen packten wir unsere großen Wanderrucksäcke mit Essensrationen für drei Tage, Hundefutter, das Nötigste an Kleidung, Schlafsack, Hundeschlafsack, Isomatte, Zelt, Campingkocher, Wasserfilter und so viel Wasser, wie wir tragen konnten. Wir wollten nämlich nach Hällefors, unserem nördlichsten Punkt der Schwedenreise, und ab dort den Silverleden wandern. Das ist ein etwa 60 km langer Rundwanderweg durch sehr hügeliges Gelände, wo es (wen überrascht es in Schweden?) natürlich viele Seen gibt.

    In der Touristeninfo kauften wir uns eine detailliertere Wanderkarte und fragten auch nach einer evtl. Abkürzungsmöglichkeit, falls uns der Rundweg zu anstrengend werden sollte. (Wobei das "uns" eigentlich Mina und mich meint. Mein Freund hat die stärkeren Wadenmuskeln...) Die Mitarbeiterin erklärte uns, dass der Weg stellenweise wirklich sehr anstrengend sein wird, wo wir gegebenenfalls den Rückweg antreten könnten und wo wir den Wanderparkplatz finden. Außerdem erzählte sie uns, dass es ernsthaft Menschen gibt, die diesen durchschnittlich drei Tage dauernden Rundweg an einem Tag laufen. An einem Tag 60 Kilometer. Ja, äh, das könnte mir nicht passieren...

    Als wir das Auto auf dem abgeschiedenen Wanderparkplatz parkten und unsere Rucksäcke schulterten, war uns schon etwas mulmig zumute. Die etwa 15 - 18 Kilo Gepäck (ich etwas weniger, mein Freund etwas mehr) wogen schon recht schwer und die vor uns liegenden drei Tage waren unsere ersten "richtigen" Wandertage abseits der Zivilisation. So wirklich richtig trainiert mit Gepäck waren wir nicht. Wir würden unterwegs nur das Essen haben, das wir eingepackt hatten und beim Wasser mussten wir darauf vertrauen, dass die angegebenen Wasserstellen intakt waren bzw. dass wir genügend fließendes Gewässer oder möglichst sauberes stehendes Wasser für den Filter finden würden.

    (Die kommenden Fotos habe ich nur mit meiner Handykamera gemacht, weil mir meine normale Kamera viel zu schwer war, um sie neben allem anderen auch noch mit mir herum zu tragen.)


    Die erste Etappe starteten wir entgegen dem Uhrzeigersinn und sind den Silverleden somit eigentlich rückwärts gelaufen. 


    Unser Weg führte uns viele Meter hoch und viele Meter wieder hinunter. Es ging durch Wald, Sumpf, Moos, Heidekraut, Blaubeerbüsche und blühende Gräser. Während wir gerade auf den sumpfigen Pfaden bis zu den Knöcheln im Matsch versunken, rutschten wir auf dem moosigen Untergrund hin und her. Die Abstiege waren sehr abwechselungsreich und durchaus recht anspruchsvoll. Zum Glück hatten wir im letzten Moment unsere Wanderstöcke eingepackt, die uns hierbei etwas Halt gaben. Die blühenden Gräser überragten mich teilweise um Kopfhöhe, was bei einer entsprechenden Blühenden-Gräser-Allergie jetzt nicht sooo doll ist....

    Aber der Weg hielt so viele schöne Momente bereit, dass meine Allergie in den Hintergrund trat. Die Umgebung war so abwechselungsreich und hinter jeder Wegbiegung gab es einen neuen tollen Ausblick zu entdecken.

    Leider waren die Wege meist wirklich sehr schmal und von Heidekraut und Blaubeergestrüpp in Minas Kopfhöhe stark zugewuchert. Gerade die letzten Kilometer fielen ihr sehr schwer. Als wir noch etwa 5 km vor uns hatten, legte sie sich irgendwann einfach hin und wollte nicht mehr aufstehen. Super Sache, so mitten in der Wildnis, wo es gerade keine geeignete Möglichkeit zum Zeltaufschlagen gibt, weil der Boden überall so steinig ist. Wir haben sie dann überredet bekommen, weiter zu gehen, aber die Erschöpfung stand ihr stark ins Gesicht geschrieben. Meine Sorgen wuchsen, ob sie es noch bis zu unserem angepeilten Platz an der Schutzhütte schaffen würde. Doch Mina war tapfer und hielt durch. Und so kamen wir völlig erschöpft an diesem See an:


    Die Ruhe war unbeschreiblich. Das Gefühl, es bis hierhin geschafft zu haben, und hier sogar noch übernachten zu können, war echt wahnsinnig toll! 


    Der Ort war so idyllisch und entspannend, echt einfach richtig richtig richtig toll! Das Gästebuch in der Hütte war gefüllt mit Einträgen, die einen ähnlichen Wortlaut hatten. Die vor uns da gewesenen Wanderer waren ebenso beeindruckt von diesem einmalig schönen Ort.

    Nach dem Abendessen suchten wir Mina nach Zecken ab, die unvermeidlicherweise da sein mussten, und wirklich: ab 30 haben wir aufgehört zu zählen. Es dauerte eine Weile, bis wir alle von ihr entfernt hatten. Ihr Fell eignet sich leider perfekt zum Zecken einfangen und die Gräser und Büsche, die über den Weg wucherten, taten ihr übriges.


    Hinter der offenen Schutzhütte schlugen wir unser Zelt auf, als der Regen einsetzte. 

    Hier fällte ich aber auch eine Entscheidung. Mina ist eine zähe kleine Maus, die sich gerne bewegt. Aber die Etappe war zu anstrengend für sie. Das Ankämpfen gegen das Gestrüpp auf Kopfhöhe und die wirklich vielen Ab- und Anstiege waren zu viel für sie. Deshalb schauten wir auf der Karte nach einer kürzeren Route für den Rückweg am kommenden Tag. Auch wenn wir zwei Menschen den Silverleden wahrscheinlich komplett geschafft hätten, für Mina wäre es eine zu hohe Herausforderung gewesen.


    Am nächsten Morgen filterten wir uns Wasser aus dem klaren See. Während ich meinen Instantkaffee trank und auf die Stille der kilometerweiten Natur um uns herum achtete, überkam mich ein großes Glücksgefühl. Der Ort war einfach perfekt.

    Der Rückweg führte uns noch ein gutes Stück den Silverleden entlang bis wir auf eine asphaltierte Hauptstraße trafen. Ab hier lagen 10 Kilometer vor uns. Auf einer Straße, ohne richtigen Bürgersteig, so wie es nun mal typisch für außerorts liegende Straßen in Schweden ist. Der harte Bodenbelag ging ordentlich auf die Knochen und die vorbeifahrenden Autos zerstörten die Idylle des vorangegangenen Tages. Nach insgesamt locker 20 Kilometern erreichten wir irgendwann sehr ko unser Auto in Hällefors. Als wir uns im Ort in einen Imbiss setzten und dort Köttbullar mit Kartoffelbrei und Pommes mit Würstchen verspeisten, fing draußen Starkregen an. Wir hatten einen recht eigentümlichen Wanderergeruch an uns und meine ehemals dezent hautfarbenen Wandersandalen hatten dank der vielen sumpfigen Stellen einen schönen Braunton angenommen.

    Der Kontrast zwischen dem Silverleden und der Zivilisation hätte nicht größer sein können. Auch wenn der Wanderweg wirklich anstregend gewesen war, so war der heutige Weg auf asphaltiertem Boden für die Knochen und Gelenke doppelt so beanspruchend. Aber auf dem Silverleden haben wir nur zwei andere Menschen getroffen. Sonst war dort niemand. Niemand. Herrlich.

    Der nächste Campingplatz war zum Glück nicht mehr weit. Leider war die Wiese hier schon gut durchweicht vom Regen der vergangenen Zeit und die Kribbelmücken ließen sich nicht lange bitten, über uns herzufallen. Selbst im Auto waren wir nicht sicher vor ihnen. So packten wir am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe unsere sieben Sachen zusammen und fuhren weiter an das Ufer vom Vänernsee.

    Auf dem riesigen Campingplatz bei Säffle war es auf den ersten Augenschein nicht so ruhig, wie wir es gern gehabt hätten. Doch als wir etwas die Küste entlang gingen, kamen wir zu "Klippen", auf denen wir uns in die Sonne setzten und dem meeresartigen Rauschen des Vänernsees lauschten.


    Nach den zwei Wandertagen war das genau richtig, um die müden Muskeln zu entspannen. Mit einem Gläschen Weißwein nahmen wir die Weite des Sees in uns auf und genoßen die Ruhe um uns herum.



    Der Vänernsee ist 5.500 m² groß und damit der größte See des Landes. Wir hatten von seiner beeindruckenden Größe gehört und natürlich auch bereits auf der Karte gesehen, aber in Echt wirkt so ein riesiger See dann doch echt noch mal sehr beeindruckend! Wir konnten das andere Ende vom See nicht mehr sehen, so groß ist er!





    Wir blieben eine Nacht länger, als im ersten Moment geplant, und wuschen unsere Wäsche in den vorhandenen Waschmaschinen, spielten eine Runde Minigolf (sehr zu meiner "Freude"... ich mag Minigolf mal so, äh, gar nicht...), schauten den sportlichen Mitcampern beim Zumba-machen zu und genoßen die übrigen Stunden auf den einsam gelegenen Felsen in der prallen Sonne. Mina genoß die wenige Bewegung sehr, nachdem sie sich auf den letzten Wanderkilometern des Silverleden so tapfer gequält hatte.

    Völlig regeneriert fuhren wir von hier aus erstmal in die City von Säffle und gingen in einen typisch schwedischen Fast-Food-Imbiss namens "Sybilla". Witzigerweise würden wir in Deutschland so schnell keine Fast-Food-Kette betreten, aber irgendwie lachte der uns an. Und: dort gab es neben den standesgemäßen Burgern auch Kartoffelbrei :-)


    So gestärkt machten wir uns auf zum Tresticklan Nationalpark in Dalsland. Diese Region ist wie Schweden einmal im Miniformat. Hier gibt es die meisten Seen und keine einzigen Rolltreppe und keine Ampel weit und breit. Um zum besagten Nationalpark zu kommen, setzten wir bei Nässemark mit einer kostenlosen Fähre über einen der unzähligen Seen über.


    Der Tresticklan Nationalpark war, oh Wunder, von Seen durchzogen und sehr nah an der norwegischen Grenze. Wir gingen einen schönen Rundwanderweg, auf dem wir erstaunlicherweise einige Menschen sahen. Wie wir dann bemerkten, führte ein Fernwanderweg von Norwegen nach Schweden genau hier entlang. Da kamen wir uns schon etwas lächerlich vor, dass wir nach nur zwei Tagen den Silverleden beendet hatten... Doch so war es besser für Mina und die hat immerhin die kürzesten Beine!





    Am Abend fuhren wir einen Campingplatz in der Nähe von Norebyn an, nachdem wir bei einem anderen mit schreckgeweiteten Augen weitergefahren waren, weil der so groß und voll war. Hier konnten wir nun direkt am See stehen.


    Mit uns gab es noch zwei andere Camper und von den vorhandenen Holzhütten waren vielleicht zwei besetzt. Ein Campingplatz genau nach unserem Geschmack :-)




    Damit kommen wir zum Ende des heutigen, mal wieder sehr lang geratenen Schweden-Rückblicks.

    Auf der Übersichtskarte könnt ihr die einzelnen Stationen sehen:



    Hier findet ihr alle Berichte:


    Und bald nehme ich euch mit auf die letzten Tage unserer dreiwöchen Schwedenreise...

    Mina geht´s prima! Endlich heißt es aufatmen!

    Nach all den bangen Wochen mit den vielen Aufs und Abs geht es endlich spürbar aufwärts mit Mina!


    Nachdem Ende August die Diagnose Leishmaniose kam, stürzte sich unsere kleine Welt in ein ziemliches Durcheinander. Der Titer (der Antikörperwert) war so hoch, wie er selten nachgewiesen wird. Die starken Medikamente, der Gewichtsverlust, die Ernährungsumstellung und dazu die immer wieder auftretenden Rückschläge, nachdem ich dachte, dass es Mina nun ganz langsam besser ginge. Um die kleine Maus von innen zu stärken, koche ich ihr Rinderbrühe und rühre unter jede Essensportion einen Löffel Schweine- oder Gänseschmalz und dazu noch einen Schuss Leinöl. Damit sie die Umstellung vom Dosenfutter auf Frischfleisch plus Gemüse und Kohlenhydrate in Form von Nudeln, Reis oder Süßkartoffeln (normale Kartoffeln sind nicht so ihres) besser akzeptiert und weniger mäkelig aus der Wäsche schaut, habe ich ihr auch immer einige Stücke Käse unters Futter gerührt. Dazu noch ein Teelöffel Eierschalenmehl und Kokosflocken.


    Und trotzdem gab es Momente, wo ich echt dachte, dass sie es nicht schafft. Dass ich zu spät mir ihr beim Tierarzt war, ihr Körper zu schwach ist oder die Medikamente einfach nicht richtig anschlagen. Wenn sie wieder mal nichts bei sich behalten konnte oder in einer Tour Durchfall hatte. Wenn sich ihr Körpergeruch immer weiter ins krankhaft-behaftete verschlecherte. Wenn sie nachts dringend raus musste und die Nächte entsprechend kurz und aufgewühlt waren. Wenn ihr Blick glasig und abwesend wurde und sie nichts wollte, außer in einer dunklen Ecke liegen und schlafen. Mitte und Ende September bekam sie noch zwei krasse Spritzen gegen Babesiose, die sie so ganz nebenbei auch noch aus ihrer Mittelmeerherkunft mitgebracht hatte und die ihren Körper zusätzlich angriffen. Danach verlor sie nochmal weiter an Gewicht und litt gerade am Tag der Spritzen und am Folgetag unter fiesen Schmerzen.


    Doch endlich heißt es aufatmen! Sie hat ordentlich an Gewicht zugelegt, sodass ich ihr Geschirr sogar weiter stellen musste :-) Das Fell wird wieder etwas glänzender und verfilzt nicht mehr so ganz stark. Ihr Blick ist klar. Ihre Ohren verfolgen aufmerksam jedes Geschehen um sie herum. Sie frisst nun (meistens) ihr neues Futter, sogar zeitweise ohne Käseuntermischung ;-) Die Hunderunden haben wieder eine normale Länge und sie spielt aktiv mit anderen Hunden. Ihr Köpergeruch hat sich normalisiert. Nachts schläft sie so gut wie immer durch. Und sie liebt es endlich wieder gekrault und bekuschelt zu werden, weil die Lymphknoten abgeschwollen sind.


    Gestern waren wir zur Blutkontrolle beim Tierarzt. Die dortige Waage ergab, dass sie 1 kg mehr wiegt, als vor der Erkrankung und damit so viel, wie sie noch NIE gewogen hat, seit sie bei mir ist! Der Tierarzt war auch sehr beeindruckt, wie toll und lebendig sie wieder wirkt :-) Er meinte nur, ich sollte allmählich vielleicht den Schmalz weglassen, damit sie nicht weiter so rapide zunimmt ;-)


    Doch seit der Blutentnahme hieß es wieder abwarten. Was sagen die Organwerte? Spielen die Nieren mit, sind sie durch die Medikamente zu sehr angegriffen worden? Könnte es immer noch zu einem Nierenversagen kommen, von dem ich bereits gelesen habe?


    Als heute Abend der Anruf vom Tierarzt kam, klang seine Stimme schon sehr erleichtert, als er anfing zu reden. Die Werte sind alle im grünen Bereich!!! Klar, die Eiweißwerte sind krankheitstypischerweise immer noch erhöht, aber nicht mehr sooo krass wie am Anfang. Die Organwerte sind top in Ordnung! Alles prima!

    Anfang 2017 steht dann noch mal ein Bluttest an, wie sich der Titer verändert hat (also wie aktiv die Krankheit noch im Körper ist).

    Bis dahin reduziere ich den Fettanteil im Futter und schaue einfach mal hoffnungsfroh auf die kommenden Wochen. So energiegeladen wie Mina zur Zeit drauf ist, versuche ich meine Ängste um sie wieder runter zu fahren und mich einfach an ihrem Kampfgeist zu erfreuen :-)


    Vielen lieben Dank für eure ganzen gedrückten Daumen in der letzten Zeit! Lasst sie bitte Anfang 2017 nochmal etwas gedrückt, damit der Titer bis dahin auch ein ganzes Stück runtergegangen ist und nicht mehr jenseits von Gut und Böse einzuordnen ist! So wie Mina zur Zeit drauf ist, stehen die Sterne dafür gar nicht so schlecht :-)
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